
„Sich etwas hinter die Ohren schreiben“
Woher kommt diese Redewendung eigentlich?
Sich etwas hinter die Ohren schreiben – das sagen wir, wenn jemand etwas endlich begreifen oder sich dauerhaft merken soll. Doch woher stammt dieser seltsam klingende Ausdruck? Die Antwort führt uns tief ins Mittelalter, in eine Zeit, in der Schrift und Wissen noch ein seltenes Gut waren.
Wenn Verträge ohne Schrift entstanden
Im Mittelalter konnten die wenigsten Menschen lesen oder schreiben – selbst Adelige ließen oft lieber schreiben, statt selbst zur Feder zu greifen. Und doch mussten Verträge geschlossen werden: über Besitz, Grenzen, Rechte oder Pflichten.
Damit solche Absprachen Bestand hatten, brauchte man Zeugen. Menschen, die sich auch nach Jahrzehnten noch erinnern konnten, wo die Grenze verlief oder wem ein bestimmtes Stück Land gehörte.
Da Erwachsene oft schon zu alt waren, wenn ein Streitfall wieder aufkam, wählte man Kinder als Zeugen – sie lebten meist lange genug, um notfalls auch vor Gericht noch aussagen zu können.

Eine Erinnerung, die schmerzt – und bleibt.
Aber wie sollte man sicherstellen, dass sich die jungen Zeugen wirklich erinnerten? Man griff zu einer drastischen Methode:
Man zog ihnen kräftig an den Ohren oder gab ihnen gar eine Ohrfeige – als körperliche „Erinnerungshilfe“. So „schrieb“ man ihnen die Abmachung symbolisch hinter die Ohren. Was weh tut, das vergisst man schließlich nicht so schnell.
Diese eigentümliche Geste verband sich im Volksmund bald mit der Vorstellung, dass jemand sich etwas „gut merken“ sollte – und die Redewendung „Sich etwas hinter die Ohren schreiben“ war geboren.
Was „sich etwas hinter die Ohren schreiben“ heute bedeutet
Heute benutzen wir den Spruch natürlich im übertragenen Sinn. Wenn jemand uns etwas eindringlich sagt – etwa: „Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben!“ –, dann ist das meist eine freundliche, aber deutliche Ermahnung.
Man soll etwas beherzigen, vielleicht sogar eine Lektion daraus lernen. Der erhobene Zeigefinger ist geblieben, die Ohrfeige zum Glück nicht.
Mehr Sprichwörter mit Geschichte
Viele unserer heutigen Redewendungen stammen tatsächlich aus dem Mittelalter – einer Zeit voller Rituale, Symbole und anschaulicher Bräuche. Wenn Du Lust hast, tiefer einzutauchen, empfehle ich Dir meine Stadtführung „Aqua mirabilis“.
Dort erfährst Du, was es mit weiteren Redensarten auf sich hat, wie Menschen damals lebten, dachten – und sich auf ihre ganz eigene Weise „etwas hinter die Ohren schrieben“.
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