Der Rosengarten im Fort X – ein geschichtsträchtiges Kleinod
In der Kölner Neustadt-Nord am Neusser Wall unweit der Inneren Kanalstraße und Neusser Straße liegt das Fort X. Darin versteckt, befindet sich ein zauberhafter Rosengarten, denn Kölner und Besucher vom 1. Mai bis 31. Oktober besichtigen können.
Der Rosengarten – ein Ort der Ruhe
Betreten Sie den Rosengarten, so spüren Sie sofort die Ruhe, die Sie einhüllt und den Duft der zahlreichen Rosenpracht. Früher war der Rosengarten ein Geheimtipp. Zwar haben viele Kölner diesen Ort der Entspannung lieben gelernt, trotzdem ist er nicht so umtriebig wie das angrenzende Agnes-Viertel.
Setzen Sie sich in die Rosenlaube und halten inne. Wer Lust hat, sich dort zu einem kleinen Picknick mit Freunden zu treffen, wird nicht enttäuscht sein.
Auf rund 2 Hektar Fläche können Sie beim Spaziergang durch den Rosengarten ungefähr 2.000 Rosen in 40 verschiedene Sorten bestaunen. Ummauert, ist dieses einzigartige Bild von den gut erhaltenen Überresten des ehemaligen preußischen Forts.
Militarisierung Kölns
Nachdem die Franzosen den Krieg gegen die Preußen verloren hatten, fiel Köln nach dem Wiener Kongress an Preußen. Diese befreiten die Stadt am 15.01.1814. Der preußische König Friedrich Wilhelm III wollte daraufhin die Rheinlinie mit Befestigungsanlagen verstärken.
Mit den weitreichenden Militarisierungsmaßnahmen bekam Köln die Aufgabe der größten Festungsstadt im Deutschen Reich. Der Erlass des preußischen Königs vom 22.04.1816 verlangte von der Kölner Stadtverwaltung einen Befestigungsring von 11 Festungen auf der linksrheinische Stadtseite zu bauen.
Sie sollten die städtische Verteidigungsmauer verstärken. Der Bau der Befestigungsanlagen prägte die Stadtentwicklung und Kölns Struktur bis heute. Die halbkreisförmige Anordnung der Stadt aus dem Mittelalter setzte sich über die Befestigungsringe fort.
Die Geschichte des Fort X
Aus den geplanten 11 wurden, aus finanziellen Gründen, schließlich nur 5 Forts gebaut: die Forts II IV, VI, VII, und X. Weitere folgten erst in den 1840er Jahren.
Im November desselben Jahres begannen die Bauarbeiten an Fort II. Fort X wurde zwischen Oktober 1819 und September 1825 nach den Bauplänen des preußischen Architekten und General der preußischen Infanterie Ernst Ludwig von Aster.
Friedrich Wilhelm II besuchte persönlich die Stadt Köln am Rhein und gab den Verteidigungsforts ihre Namen und übergab sie damit ihrer Bestimmung. Das Fort X, welches neben Fort II die wichtigste Aufgabe hatte, erhielt den Namen „Prinz Wilhelm von Preußen“.
Damit gab es nun zwei Befestigungsgürtel für Köln. Zum einen die mittelalterliche Stadtmauer, die die Preußen erweiterten, und den äußeren Ring mit den 5 Forts und Lünettes (Bastion ähnliche Festungsbauten). Der weitere Ausbau folgte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Aufbau des Forts
Die Forts besaßen eine einheitliche Grundform. Sie hatten eine rechtwinklige Form mit hufeisenförmigen und bombensicheren Reduiten. Jedes Fort war für 300 Soldaten Besatzung angelegt.
Das Fort X ist das einzige Fort der ersten Bauphase, dass das Gesamtkonzept und die einzelnen Elemente noch erkennen lässt. Dadurch gibt es dem Besucher einen guten Einblick in die Architektur.
Vom Abriss verschont!
Die militärische Nutzung des Fort X war bis 1912 aktiv und danach baute man es zu Wohnungen um.
Nach dem 1. Weltkrieg war die Welt nicht mehr die, die sie vorher war. Da Deutschland den Krieg verloren hatte, musste es sich den Bedingungen des Versailler Friedensvertrag beugen.
Damit war der Abriss, oder auch Schleifung, durch die Alliierten aller Befestigungsanlagen bis 50 km östlich des Rheins beschlossen. Dafür errichtete man in Köln eine eigene Behörde ein, das Entfestigungsamt.
Allerdings wurden einige Forts vor der Sprengung verschont, so auch das Fort X. Im November des Jahres 1920 begannen die Sprengungen von insgesamt kaiserlichen 182 Bauwerken.
Die Planung sah vor, dass an Stelle der Militäranlagen „Grünanlagen für soziale Bedürfnisse“ errichtet werden sollten. Konrad Adenauer, der damalige Oberbürgermeister von Köln und Rosenliebhaber, verdanken die Kölner, dass dort ein Rosengarten entstand.
Gartenbaudirektor Fritz Encke wurde mit der Gestaltung es „grünen Forts“ beauftragt. Auf der Enveloppe (zweite Umwallungslinie einer Festung) errichtete er einen symmetrischen Rosengarten.
Somit ist das Fort X Bestandteil des sogenannten Kölner Grüngürtels, einer halbkreisförmigen Parkanlage, die die Stadt umgibt und zur Erholung dient. Das fast 2 Hektar große Gelände ist noch fast vollständig erhalten.
Nutzung im 2. Weltkrieg
Im 2. Weltkrieg trafen zwei Volltreffer das Fort. Trotzdem suchten ausgebombte Familien dort nach dem Kriegsende Schutz und Unterkunft. Im Jahr 2011 verstarb der letzte Bewohner des Fort X.
Rosengarten: Spielen, Ruhe, Rosenduft
Wenn Sie mit Ihren Kindern unterwegs sind, dann können Sie einen der drei Kinderspielplätze ansteuern. Spaziergängern bietet das satte Grün ausreichende Möglichkeiten.
Und wenn Sie einfach nur ein wenig die Seele baumeln lassen wollen, dann gibt es genügend Bänke zum Ausruhen und Blick auf die üppige Rosenpracht.
Das leibliche Wohl
Für das leibliche Wohl sorgen Sie am besten selbst, in Form eines Picknicks. Die Befestigungsanlage könnte so schön für eine Gastronomie genutzt werden.
Leider vernachlässigt die Stadt Köln diesen Aspekt. Ansonsten bieten die Cafés und Restaurants des Agnes Viertels ein diverses Angebot an Speisen und Getränken.
Was Sie noch wissen sollten
Der Rosengarten ist nur vom 1. Mai bis 31. Oktober von 8 bis 20 Uhr (Oktober bis 19 Uhr) geöffnet.
Der Eintritt ist frei und für jedermann geeignet. Allerdings sollten Sie eine Steigung gehen können, da der Garten sich auf dem oberen Teil des Forts befindet.
Die beste Anreise ist zu Fuß oder per Fahrrad. Die Haltestelle Reichenspergerplatz der Straßenbahn-Linien 16 und 18 liegt 7 Minuten Fußweg entfernt.
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4 Antworten auf „Der Rosengarten im Fort X – ein geschichtsträchtiges Kleinod“
Ich bin als Kind häufig im Rosengarten gewesen und habe schöne Erinnerungen. Danke für den Artikel.
Ich freue mich, dass Ihnen der Artikel gefallen hat und Sie damit Ihre Erinnerungen auffrischen konnten.
Ein herzliches Dankeschön für deinen herausragenden Beitrag!
Ihr Schreibstil ist nicht nur eloquent, sondern auch einfühlsam. Sie schaffst es, den Leser auf eine Reise durch das Thema mitzunehmen und dabei sowohl informativ als auch unterhaltsam zu sein.
Vielen Dank. Ich freue mich, dass Ihnen der Beitrag gefällt.