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Die Franzosen in Köln

Franzosen in Köln 1794 - 1814

Die Franzosen in Köln

Köln hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche kulturelle Einflüsse erfahren, darunter auch eine längere Zeit unter der Herrschaft der Franzosen.

 

Der 6. Oktober 1794 war ein geschichtsträchtiger Tag für die Kölner. Am westlichen Horizont tauchten die Truppen Napoleons auf. Doch die Kölner kämpften nicht, sie waren schlicht zu faul. Bürgermeister von Klespe verließ die Stadt durch das Hahnentor und überreichte dem Kommandanten der Revolutionstruppe auf der Höhe vom Melaten-Friedhof kampflos die Stadtschlüssel.

 

Köln gehörte damals zum Heiligen Römischen Reich und war Teil des Kurfürstentums Köln. Die französischen Truppen wurden von General Jean-Baptiste Jourdan geführt, der später zum Gouverneur der besetzten Stadt ernannt wurde. Und damit begann die 20-jährige Besetzung der freien Reichsstadt. Die Original-Stadtschlüssel befinden sich noch heute in Paris.

Fluch und Segen der Franzosen in Köln

Was für die einen ein Fluch ist, ist für andere ein Segen. Und auch wenn die Kölner es nicht so sahen, half die französische Macht, der Stadt in ein neues Zeitalter zu gelangen. Bis zu dem Zeitpunkt klebten die Bürger Kölns noch an ihren mittelalterlichen Denk- und Lebensstrukturen. Die Besatzer krempelten das Leben in allen Bereichen um.

 

Zunächst einmal musste die einheimische Bevölkerung von ungefähr 40.000 Menschen die rund 12.000 französischen Soldaten unterbringen und versorgen. Privathäuser und öffentliche Gebäude wurden beschlagnahmt und umfunktioniert. Für die einzelnen Familien eine schwer tragbare Last.

 

Die französische Besatzung überschwemmte die Kölner mit unendlich vielen neuen Verordnungen und Maßnahmen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellten. Die meisten Veränderungen wirkten sich immer auf mehrere Bereiche gleichzeitig aus.

 

Das neue napoleonische Gesetzespaket betraf: das politische und religiöse Geschehen, das Münzrecht, Hygiene-, Bürger- und Bildungsgesetz sowie die Rechtsprechung. Nach der 20-jährigen Besatzung war Köln eine andere Stadt und in der modernen Zeit angekommen.

Ach, wie war’s doch zudem, in Kölle sehr bequem….

Die Kölner hatten es sich vor der Ankunft der Franzosen sehr bequem gemacht. Köln war, kurz gesagt, ein einziger stinkender Schweinestall. Die Bürger waren vollkommen verlottert und die ganze Stadt stank zum Himmel.

 

Warum? Keiner sah sich genötigt, den Dreck und Abfall auf den Straßen zu beseitigen. Der Alkohol floss in Strömen. Sei es das Bier oder das Aqua mirabilis. Das, was als Wunderwasser vertrieben wurden, diente zur inneren und äußeren Anwendung. Bei rund 80 % Alkohol heilten so manche Wunden.

 

Die neuen Machthaber verlangten von den Wunderwasser-Produzenten, ihre Rezepte offenzulegen. Die Hersteller der Wundermittel mussten sich zu entscheiden, ob sie nun Medizin oder Duftwasser verkaufen wollten. Erst dann durften sie ihre Heilwässerchen wieder unters Volk bringen. Aqua mirabilis für die innere Anwendung enthielt danach deutlich weniger Prozente!

Die Kölner und ihr heiliges Geld

Wo traf man die Kölner am meisten? Natürlich, wenn es ums Geld geht. Die Franzosen verlangten die Zahlungen von Kriegssteuern und Kontributionen in Höhe von 20 Millionen Talern.

 

Köln war seit Jahrhunderten freie Reichsstadt und damit übte die Stadt die damit verbundenen Privilegien aus. Darunter zählen das Münzrecht und das Stapelrecht. Zeitweise führten die neuen Machthaber Papiergeld statt der geliebten Gold- und Silbermünzen ein. Doch es konnte sich nicht durchsetzen, da es inflationsbedingt schnell an Wert verlor.

Franzosen in Köln: Aufhebung der freien Reichsstadt, der Gaffeln und Zünften

Seit 1288 hielt Köln den Status der freien Reichsstadt. Mit der Absetzung der bisherigen Ratsherrschaft verlor die Stadt dieses hochherrschaftliche Privileg. Fast 400 Jahre lang prägten die Gaffeln das politische Leben. Gaffeln sind die politischen Stände der unterschiedlichen Berufsgruppen, der Handwerker und Kaufleute. Sie stellten die Bürgermeister und die Ratsherren, die Köln regierten.

 

Mit der Abschaffung der politischen Struktur zerbrach auch die Macht der Zünfte, die wiederum sämtliche beruflichen Belange regelten. Die Franzosen schafften die noch aus dem Mittelalter herrührenden Regelungen ab. Diese Regeln besagten zum Beispiel, wer sich als Handwerker oder Kaufmann niederlassen durfte. Oder setzten den Preis der Waren fest.

 

Den abgesetzten Rat ersetzten die Franzosen durch eine siebenköpfige, moderne Munizipalität, nach französischem Vorbild. Die Verwaltung gliederte sich in acht unterschiedliche Fachabteilungen. So entstand aus einer der veraltetsten Städte Deutschlands ein zeitgemäßes Köln.

 

Die französische Regierung gliederte Köln weiterhin mit dem gesamten linksrheinischen Rheinufer dem französischen Staatsgebiet ein.

Kölner Verwaltungsbeschäftigte mussten einen Treueeid auf die blau-rot-weiße Flagge leisten. Natürlich weigerten sich viele. Darauf reagierten die Besatzer prompt und entließen die Beamten aus dem Dienst.

Die Säkularisation in Köln

Der Rektor der Kölner Universität, Ferdinand Franz Wallraf, weigerte sich ebenfalls anfangs, den Treueeid zu schwören. Doch schließlich tat er es und damit leistete er der Stadt einen großen Dienst. Als Theologe, Philosoph, Botaniker, Mathematiker und Kunstsammler mischte er sich in die Belange der Stadt mit der Revolutionsarmee ein. Sein Ziel war es, einen möglichst harmonischen Umgang zwischen den konträren Parteien zu erreichen und größeren Schaden von Köln abzuwenden.

Schließung und Zerstörung von Sakralbauten

Durch ihre Revolution hatten die Franzosen ein komplett anderes Verständnis zur Religion. So schlossen sie alle Klöster und Stifte, davon gab es in Köln reichlich. Viele Sakralbauten, Kapellen und Pfarrkirchen ließen die Franzosen abreißen. Die Klosterkirchen übernahmen teilweise die Aufgabe der öffentlichen Kirchen. So zum Beispiel Groß St. Martin oder der Dom.

 

Andere Kirchen funktionierte man einfach in Lager oder Fabrikhallen um. Der Kölner Dom diente zeitweise als Pferdestall und als Lazarett. Die Bürger der Stadt verhandelten hart mit den Besatzern und versuchten zu bewahren, was möglich war.

Heimatlose Nonnen und Mönche

Nonnen und Mönche standen plötzlich heimat- und arbeitslos auf der Straße. Es war die Zeit der sogenannten Säkularisation, die Auflösung der kirchlichen Einrichtungen und die Verstaatlichung der kirchlichen Besitztümer.

 

Die Nonne Maria Clementine Martin zog als Heilerin über die Lande. Später ließ sie sich in Köln nieder. Im Schatten des Doms stellte sie ihren bekannten Klosterfrau Melissengeist her.

 

Andere suchten Stellen als Priester einer Pfarrkirche oder Lehrer.

 

Im erzkatholischen hillije Kölle mussten die Bewohner umdenken und sich umgewöhnen. Es fiel ihnen, weiß Gott, schwer. Das religiöse Leben regelte neben der Zunft- und Gaffelordnung ihr Leben und war ein fester Bestandteil des Alltags. Religiöse Dinge mussten aus der Öffentlichkeit verschwinden und der Gottesdienst fanden nur heimlich statt.

 

Die Machthaber tauschten religiöse Symbole gegen zivile aus, beispielsweise den Freiheitsbaum auf dem Neumarkt.

Dank dem Kunstsammler Wallraf

Wallraf bemühte sich, möglichst viele kirchliche Schätze in Köln zu behalten. Er versteckte beispielsweise den Domschatz mit einer List, damit sich die napoleonischen Truppen diese nicht einverleiben konnten. Er wurde als Conservateur des monuments bestimmt. Und so sammelte er im Lauf der französischen Herrschaft eine stattliche Anzahl an Kunstschätzen, die er später seiner Heimatstadt vermachte.

Melaten-Friedhof

Das neue Hygienegesetz der Machthaber setzen die Kölner sehr unwillig um. Das Gesetz besagte, dass die Kölner ihre Toten nicht mehr in geschlossenen Ortschaften und Räumlichkeiten bestatten durften.

Das neue kaiserliche Dekret über die Begräbnisse

Damit ist gemeint, dass Bestattungen nicht mehr auf den kleinen innerstädtischen Friedhöfen stattfinden durften. Ebenso waren die Beisetzungen innerhalb der Kirchen verboten. Der Grund war, dass das Grund- und damit das Trinkwasser aus den Brunnen stark verunreinigt war. Die Toten vergrub man ohne Särge, nur in Leichensäcken. So verunreinigten sie auch das Grundwasser.

 

Das Sprichwort „Jemand stinkt vor Geld“, fand hier ein Ende. Damit ist gemeint, dass reiche Menschen innerhalb der Kirchen und nicht auf dem Friedhof beerdigt wurden. Sie verwesten und verpesteten mit ihrem Geruch die Luft im Gottesraum.

 

Dank seines Amtes, beauftragten die Franzosen Wallraf, einen Zentralfriedhof außerhalb der Stadtmauern zu planen. Die Stadt kaufte der Diözese das ehemalige Gelände des Leprosen Asyl im Kölner Westen ab.

 

Nach dem Vorbild des Pariser Friedhof Père Lachaise plante Wallraf eine parkähnliche Parkanlage, die zum Verweilen einladen sollte. Zunächst kam das Projekt nicht in Schwung, weil die Kölner sich weigerten, einen zentralen Friedhof außerhalb der Stadtgrenze anzuerkennen.

 

Der geplante Melaten-Friedhof besaß keine Kirche, lediglich eine Kapelle. Diese genügte jedoch nicht, Gott und dem Altar nahe zu sein. Je näher die Grabstätte am Altar war, je eher kam man in den Himmel. So die damalige Denkweise. Auch die ganze Tradition musste sich verändern.

Franzosen in Köln: Grab von Wallraf

Beerdigungstradition in Köln

Früher war es üblich, dass die Hinterbliebenen ihre Toten wuschen, fertig machten und aufbahrten. Die Trauergäste hatten Gelegenheit, sich von dem Toten zu verabschieden. Danach brachte die Familie die Leiche zum Kirchhof, wo die Totengräber bereits ein Grab ausgehoben hatten. Der Tote wurde mit möglichst vielen Trauernden beerdigt und anschließend fand der Leichenschmaus statt.

 

Diese Tradition konnte so nicht aufrechterhalten werden. Die Familie musste nun einen Fuhrunternehmer beauftragen, die Leiche zum Melaten Friedhof zu fahren. Das kostete Zeit und Geld. Außerdem konnten nur wenige Trauergäste die letzte Ehre erweisen, da der Friedhof weit außerhalb der Stadt lag. Aus den Fuhrwerkern entstand der Beruf des Bestatters.

 

Erst 10 Jahre nach dem Erlass des Gesetzes weihte Michael Dumont, der Dompriester, 1810 den Melaten, den Gottesacker der Stadt Köln ein. Und weitere 19 Jahre dauerte es, bis der erste nicht katholische Tote dort begraben werden durfte.

Radikaler Umbruch der Bevölkerung

Seit der letzten Judenverfolgung anno 1424 durfte sich kein Jude mehr in der Stadt ansiedeln. Juden bekamen tageweise eine Aufenthaltserlaubnis vom Rat, doch wohnen durften sie nicht in Köln.

 

Und auch Andersgläubige, wie Protestanten, sah man nur sehr ungern im hillje Kölle. Das änderte sich ebenfalls mit dem Einmarsch der neuen Machthaber. Die grundlegenden Reformen: Liberté, Fraternité, Egalité wollten sie auch in Köln durchsetzen.

 

So erlaubten die französischen Besatzer Juden, sich wieder in Köln anzusiedeln und Geschäfte machen. Einer der bekanntesten neuen Bewohner war Salomon Oppenheimer, ein erfolgreicher Bankier.

 

Die Protestanten genossen bis dahin immerhin Aufenthaltsrecht. Sie machten lediglich 1 % der Gesamtbevölkerung aus. Ihre Zahl wuchs im Laufe der Besatzungszeit auf 4,2 % der gesamten Bevölkerung. Sie waren erfolgreiche Kaufleute und stellten ca. ein Drittel der 70 reichsten Familien Köln. So wie die protestantische Gemeinde anwuchs, so vergrößerte sich auch die jüdische Gemeinde.

 

Den Evangelen erlaubten die Franzosen 1802 sogar eigene Gottesdienste abzuhalten, beispielsweise in der Antoniterkirche auf der Schildergasse.

 

Juden und Protestanten sollten den katholischen Bewohnern gleichgestellt werden, rechtlich und städtische Abgaben betreffend. Sie erhielten das volle Bürgerrecht. Allerdings galt dieses Recht ausschließlich für Männer!

 

Durch das Wegfallen der Gaffel- und Zunftordnungen und der Vermischung mit den erfolgreichen jüdischen und evangelischen Kaufleuten erlebte Köln einen großen, vorteilhaften wirtschaftlichen Strukturwandel.

Änderung im Rechtswesen – Code civil

Zunächst trennte die französische Besatzungsmacht die Rechtsprechung vom Verwaltungsapparat. Dies sicherte die Unabhängigkeit der Richter. Die unterschiedlichen Ressorts wurden getrennt, verschieden Instanzen eingeführt. Somit waren alle Menschen vor dem Gesetz gleich.

 

Als das einzige  zivilrechtliche Gesetzbuch führte man den Code civil oder Code Napoleon ein. Er regelte alle zivilen Belange, so auch die Registrierung bei Heirat oder Tod im Standesamt.

Französisch für Kölner

Eine weitere wichtige Veränderung, die die Franzosen in Köln verordneten, war die Einführung der französischen Sprache als Amtssprache. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf das öffentliche Leben in der Stadt und förderte die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die französische Herrschaft in Köln eine wichtige Phase der Stadtgeschichte war. Die Franzosen führten zahlreiche Reformen ein, die zur Modernisierung der Stadt beitrugen. Sie legte die Grundlage für die spätere wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Die französische Sprache und Kultur hatten einen nachhaltigen Einfluss auf das öffentliche Leben in Köln und prägen die Stadt bis heute.

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4 Antworten auf „Die Franzosen in Köln“

Aber wie kommt es dass fast keiner meiner Kollegen hier Französisch als Fremdsprache hatte? =( In Baden-Württemberg hatten wir das alle.

Französisch wird als „schwer“ angesehen. Ist es auch, ich spreche es selbst. Baden-Württemberg ist auch näher an Frankreich als der Norden und das Schulsystem ist ein anderes. Erfahrungsgemäß wählen eher Mädchen Französisch als Fremdsprache als Jungen. Die wählen eher Latein.

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