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Der Rosengarten im Fort X – ein geschichtsträchtiges Kleinod

Rosengarten - Fort X zu Köln

Der Rosengarten im Fort X – ein geschichtsträchtiges Kleinod

In der Kölner Neustadt-Nord am Neusser Wall unweit der Inneren Kanalstraße und Neusser Straße liegt das Fort X. Darin versteckt, befindet sich ein zauberhafter Rosengarten, denn Kölner und Besucher vom 1. Mai bis 31. Oktober besichtigen können.

Der Rosengarten – ein Ort der Ruhe

Betreten Sie den Rosengarten, so spüren Sie sofort die Ruhe, die Sie einhüllt und den Duft der zahlreichen Rosenpracht. Früher war der Rosengarten ein Geheimtipp. Zwar haben viele Kölner diesen Ort der Entspannung lieben gelernt, trotzdem ist er nicht so umtriebig wie das angrenzende Agnes-Viertel.

Setzen Sie sich in die Rosenlaube und halten inne. Wer Lust hat, sich dort zu einem kleinen Picknick mit Freunden zu treffen, wird nicht enttäuscht sein.

 

Auf rund 2 Hektar Fläche können Sie beim Spaziergang durch den Rosengarten ungefähr 2.000 Rosen in 40 verschiedene Sorten bestaunen. Ummauert, ist dieses einzigartige Bild von den gut erhaltenen Überresten des ehemaligen preußischen Forts.

Rosengarten-Laube
Fort X in Köln: ehemalige Befestigungsanlage

Militarisierung Kölns

Nachdem die Franzosen den Krieg gegen die Preußen verloren hatten, fiel Köln nach dem Wiener Kongress an Preußen. Diese befreiten die Stadt am 15.01.1814. Der preußische König Friedrich Wilhelm III wollte daraufhin die Rheinlinie mit Befestigungsanlagen verstärken.

 

Mit den weitreichenden Militarisierungsmaßnahmen bekam Köln die Aufgabe der größten Festungsstadt im Deutschen Reich. Der Erlass des preußischen Königs vom 22.04.1816 verlangte von der Kölner Stadtverwaltung einen Befestigungsring von 11 Festungen auf der linksrheinische Stadtseite zu bauen.

 

Sie sollten die städtische Verteidigungsmauer verstärken. Der Bau der Befestigungsanlagen prägte die Stadtentwicklung und Kölns Struktur bis heute. Die halbkreisförmige Anordnung der Stadt aus dem Mittelalter setzte sich über die Befestigungsringe fort.

 

Die Geschichte des Fort X

Aus den geplanten 11 wurden, aus finanziellen Gründen, schließlich nur 5 Forts gebaut: die Forts II IV, VI, VII, und X. Weitere folgten erst in den 1840er Jahren.

 

Im November desselben Jahres begannen die Bauarbeiten an Fort II. Fort X wurde zwischen Oktober 1819 und September 1825 nach den Bauplänen des preußischen Architekten und General der preußischen Infanterie Ernst Ludwig von Aster.

 

Friedrich Wilhelm II besuchte persönlich die Stadt Köln am Rhein und gab den Verteidigungsforts ihre Namen und übergab sie damit ihrer Bestimmung. Das Fort X, welches neben Fort II die wichtigste Aufgabe hatte, erhielt den Namen „Prinz Wilhelm von Preußen“.

 

Damit gab es nun zwei Befestigungsgürtel für Köln. Zum einen die mittelalterliche Stadtmauer, die die Preußen erweiterten, und den äußeren Ring mit den 5 Forts und Lünettes (Bastion ähnliche Festungsbauten). Der weitere Ausbau folgte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Eingang des Rosengarten: Enveloppe

Aufbau des Forts

Die Forts besaßen eine einheitliche Grundform. Sie hatten eine rechtwinklige Form mit hufeisenförmigen und bombensicheren Reduiten. Jedes Fort war für 300 Soldaten Besatzung angelegt.

 

Das Fort X ist das einzige Fort der ersten Bauphase, dass das Gesamtkonzept und die einzelnen Elemente noch erkennen lässt. Dadurch gibt es dem Besucher einen guten Einblick in die Architektur.

Der Rosengarten im for X in Köln
Rosenpracht und Rosenduft

Vom Abriss verschont!

Die militärische Nutzung des Fort X war bis 1912 aktiv und danach baute man es zu Wohnungen um.

 

Nach dem 1. Weltkrieg war die Welt nicht mehr die, die sie vorher war. Da Deutschland den Krieg verloren hatte, musste es sich den Bedingungen des Versailler Friedensvertrag beugen.

 

Damit war der Abriss, oder auch Schleifung, durch die Alliierten aller Befestigungsanlagen bis 50 km östlich des Rheins beschlossen. Dafür errichtete man in Köln eine eigene Behörde ein, das Entfestigungsamt.

 

Allerdings wurden einige Forts vor der Sprengung verschont, so auch das Fort X. Im November des Jahres 1920 begannen die Sprengungen von insgesamt kaiserlichen 182 Bauwerken.

 

Die Planung sah vor, dass an Stelle der Militäranlagen „Grünanlagen für soziale Bedürfnisse“ errichtet werden sollten. Konrad Adenauer, der damalige Oberbürgermeister von Köln und Rosenliebhaber, verdanken die Kölner, dass dort ein Rosengarten entstand.

 

Gartenbaudirektor Fritz Encke wurde mit der Gestaltung es „grünen Forts“ beauftragt. Auf der Enveloppe (zweite Umwallungslinie einer Festung) errichtete er einen symmetrischen Rosengarten.

 

Somit ist das Fort X Bestandteil des sogenannten Kölner Grüngürtels, einer halbkreisförmigen Parkanlage, die die Stadt umgibt und zur Erholung dient. Das fast 2 Hektar große Gelände ist noch fast vollständig erhalten.

Nutzung im 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg trafen zwei Volltreffer das Fort. Trotzdem suchten ausgebombte Familien dort nach dem Kriegsende Schutz und Unterkunft. Im Jahr 2011 verstarb der letzte Bewohner des Fort X.

Rosengarten: Spielen, Ruhe, Rosenduft

Wenn Sie mit Ihren Kindern unterwegs sind, dann können Sie einen der drei Kinderspielplätze ansteuern. Spaziergängern bietet das satte Grün ausreichende Möglichkeiten.

 

Und wenn Sie einfach nur ein wenig die Seele baumeln lassen wollen, dann gibt es genügend Bänke zum Ausruhen und Blick auf die üppige Rosenpracht.

Gelände des Rosengartens
Die vielen duftenden Rosen im Rosengarten von Fort X

Das leibliche Wohl

Für das leibliche Wohl sorgen Sie am besten selbst, in Form eines Picknicks. Die Befestigungsanlage könnte so schön für eine Gastronomie genutzt werden.

 

Leider vernachlässigt die Stadt Köln diesen Aspekt. Ansonsten bieten die Cafés und Restaurants des Agnes Viertels ein diverses Angebot an Speisen und Getränken.

Was Sie noch wissen sollten

Der Rosengarten ist nur vom 1. Mai bis 31. Oktober von 8 bis 20 Uhr (Oktober bis 19 Uhr) geöffnet.

 

Der Eintritt ist frei und für jedermann geeignet. Allerdings sollten Sie eine Steigung gehen können, da der Garten sich auf dem oberen Teil des Forts befindet.

 

Die beste Anreise ist zu Fuß oder per Fahrrad. Die Haltestelle Reichenspergerplatz der Straßenbahn-Linien 16 und 18 liegt 7 Minuten Fußweg entfernt.

Rosengarten

Gefallen Ihnen meine Blogartikel? Konnte ich Ihr interesse an meinen Stadtführungen wecken? Ich biete eine Vielzahl von Stadtführungen für Erwachsene an. Terminbuchungen senden Sie an info@entdecke-deine-stadt.de.

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Edith Stein

Wer war Edith Stein ?

Edith Stein (auch bekannt als die Heilige Teresa Benedicta vom Kreuz) war eine deutsche Philosophin, Pädagogin und Frauenrechtlerin. Das Bemerkenswerteste ist, dass sie als Jüdin zum Katholizismus konvertierte und Nonne wurde.

 

Edith Stein erblickte am 12. Oktober 1891 in Breslau, Deutschland (heute Breslau, Polen) das Licht der Welt. Sie starb am 9. August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz.

Edith Stein als junge Frau

Ediths Lern- und Studienjahre

Stein wurde in eine jüdisch-orthodoxe Familie hineingeboren, wurde aber in ihren Teenagerjahren Atheistin. Nach einem sehr guten Abiturabschluss begann sie ihr Lehramtstudium in Breslau. Dort belegte sie die Fächer Geschichte, Philosophie, Psychologie und Germanistik.

 

Sie studierte Philosophie bei Edmund Husserl, dem Begründer der Phänomenologie (geistig-intuitive Wesensschau) und arbeitete später seine Assistentin. Ihr Herzblut war, dass sie den Menschen dienen wollte. So setzte sich Edith Stein für die Rechte und Bildung von Mädchen und Frauen ein.

 

Trotz Doktorarbeit mit Auszeichnung und einem hervorragenden Ruf wurde sie nicht zur Habilitation zugelassen. Der Grund war nicht ihr Wissen, sondern weil sie eine Frau war!

Edit Stein als Suchende

Der Wendepunkt in Edith Steins Leben

Der große Wendepunkt vollzog sich 1922. Sie konvertierte zum Katholizismus, nachdem sie die Autobiographie der heiligen Teresa von Avila gelesen hatte. Diese Heilige wurde ihr Vorbild. Und 1923 nahm sie eine Stelle an den Schulen der Dominikanerinnen als Lehrerin in Speyer an. Seit 1926 hielt sie immer wieder Vorträge zur Theologie und Pädagogik.

 

 

Bevor sie 1933 nach Köln übersiedelte, um in den Karmel einzutreten, erhielt Stein eine Do­zentenstelle am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster.

Edith Stein als Nonne

Eintritt in den Karmel in Köln

In ihrer Zeit in Speyer fand Edith den Kontakt zum Beuroner Erzabt Raphael Walzer, der ihr riet, in den Karmel (Kloster der Karmeliterinnen) einzutreten. Und tatsächlich trat sie am 15.10.1933 in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten ein und nahm den Ordensnamen Teresa Benedicta vom Kreuz an. Auch im Karmel beschäftigte sie sich weiter mit philosophische Themen und mit der Verbindung ihrer jüdischen Wurzeln und ihrem christli­chen Glauben.

 

Zwei Jahre später trat auch ihre ältere Schwester Rosa in den Orden ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 war Edith Stein aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der Gefahr ausgesetzt, verfolgt zu werden. Um den Kölner Karmeliterinnen Orden nicht zu gefährden, flüchteten Edith und Rosa nach Echt, ins die benachbarten Niederlande.

 

Eigentlich hätten die beiden noch in die Schweiz, in den Karmel Le Pâquier, flüchten können, doch die nötigen Dokumente wurden zu spät ausgestellt. Man hatte die gesamte Lage verkannt.

 

Der katholische Erzbischof von Utrecht, Johannes de Jong, veröffentlichte 1942 einen Hirtenbrief, in dem er das antisemitische Vorgehen gegen die Juden anprangerte.

 

Als Reaktion darauf verhaftete die Gestapo am 2. August 1942 244 konvertierte Juden, darunter Edith Stein und Rosa. Man deportierte sie ins KZ Auschwitz-Birkenau, wo sie eine Woche später in den Gaskammern ermordet wurden.

Edith Stein: Heiligsprechung

Heiligsprechung

1998 sprach Papst Johannes Paul II. Edith Stein heilig.

 

Sie gilt als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden. Ihren Weg stellt der Bildhauer Bert Gerresheim in drei verschiedenen Lebensabschnitten dar: das jüdisches Mädchen, die Suchende und die getaufte Karmeliterin. Es steht auf dem Kardinal-Frings-Platz, direkt am IHK Gebäude.

 

Wenn Sie Interesse an meinen Stadtführungen haben und mehr über die Frauen im Wandel der Zeit in Köln erfahren möchtest, dann buche eine Führung mit Gleichgesinnten unter info@entdecke-deine-stadt.de.

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Die Franzosen in Köln

Franzosen in Köln 1794 - 1814

Die Franzosen in Köln

Köln hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche kulturelle Einflüsse erfahren, darunter auch eine längere Zeit unter der Herrschaft der Franzosen.

 

Der 6. Oktober 1794 war ein geschichtsträchtiger Tag für die Kölner. Am westlichen Horizont tauchten die Truppen Napoleons auf. Doch die Kölner kämpften nicht, sie waren schlicht zu faul. Bürgermeister von Klespe verließ die Stadt durch das Hahnentor und überreichte dem Kommandanten der Revolutionstruppe auf der Höhe vom Melaten-Friedhof kampflos die Stadtschlüssel.

 

Köln gehörte damals zum Heiligen Römischen Reich und war Teil des Kurfürstentums Köln. Die französischen Truppen wurden von General Jean-Baptiste Jourdan geführt, der später zum Gouverneur der besetzten Stadt ernannt wurde. Und damit begann die 20-jährige Besetzung der freien Reichsstadt. Die Original-Stadtschlüssel befinden sich noch heute in Paris.

Fluch und Segen der Franzosen in Köln

Was für die einen ein Fluch ist, ist für andere ein Segen. Und auch wenn die Kölner es nicht so sahen, half die französische Macht, der Stadt in ein neues Zeitalter zu gelangen. Bis zu dem Zeitpunkt klebten die Bürger Kölns noch an ihren mittelalterlichen Denk- und Lebensstrukturen. Die Besatzer krempelten das Leben in allen Bereichen um.

 

Zunächst einmal musste die einheimische Bevölkerung von ungefähr 40.000 Menschen die rund 12.000 französischen Soldaten unterbringen und versorgen. Privathäuser und öffentliche Gebäude wurden beschlagnahmt und umfunktioniert. Für die einzelnen Familien eine schwer tragbare Last.

 

Die französische Besatzung überschwemmte die Kölner mit unendlich vielen neuen Verordnungen und Maßnahmen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellten. Die meisten Veränderungen wirkten sich immer auf mehrere Bereiche gleichzeitig aus.

 

Das neue napoleonische Gesetzespaket betraf: das politische und religiöse Geschehen, das Münzrecht, Hygiene-, Bürger- und Bildungsgesetz sowie die Rechtsprechung. Nach der 20-jährigen Besatzung war Köln eine andere Stadt und in der modernen Zeit angekommen.

Ach, wie war’s doch zudem, in Kölle sehr bequem….

Die Kölner hatten es sich vor der Ankunft der Franzosen sehr bequem gemacht. Köln war, kurz gesagt, ein einziger stinkender Schweinestall. Die Bürger waren vollkommen verlottert und die ganze Stadt stank zum Himmel.

 

Warum? Keiner sah sich genötigt, den Dreck und Abfall auf den Straßen zu beseitigen. Der Alkohol floss in Strömen. Sei es das Bier oder das Aqua mirabilis. Das, was als Wunderwasser vertrieben wurden, diente zur inneren und äußeren Anwendung. Bei rund 80 % Alkohol heilten so manche Wunden.

 

Die neuen Machthaber verlangten von den Wunderwasser-Produzenten, ihre Rezepte offenzulegen. Die Hersteller der Wundermittel mussten sich zu entscheiden, ob sie nun Medizin oder Duftwasser verkaufen wollten. Erst dann durften sie ihre Heilwässerchen wieder unters Volk bringen. Aqua mirabilis für die innere Anwendung enthielt danach deutlich weniger Prozente!

Die Kölner und ihr heiliges Geld

Wo traf man die Kölner am meisten? Natürlich, wenn es ums Geld geht. Die Franzosen verlangten die Zahlungen von Kriegssteuern und Kontributionen in Höhe von 20 Millionen Talern.

 

Köln war seit Jahrhunderten freie Reichsstadt und damit übte die Stadt die damit verbundenen Privilegien aus. Darunter zählen das Münzrecht und das Stapelrecht. Zeitweise führten die neuen Machthaber Papiergeld statt der geliebten Gold- und Silbermünzen ein. Doch es konnte sich nicht durchsetzen, da es inflationsbedingt schnell an Wert verlor.

Franzosen in Köln: Aufhebung der freien Reichsstadt, der Gaffeln und Zünften

Seit 1288 hielt Köln den Status der freien Reichsstadt. Mit der Absetzung der bisherigen Ratsherrschaft verlor die Stadt dieses hochherrschaftliche Privileg. Fast 400 Jahre lang prägten die Gaffeln das politische Leben. Gaffeln sind die politischen Stände der unterschiedlichen Berufsgruppen, der Handwerker und Kaufleute. Sie stellten die Bürgermeister und die Ratsherren, die Köln regierten.

 

Mit der Abschaffung der politischen Struktur zerbrach auch die Macht der Zünfte, die wiederum sämtliche beruflichen Belange regelten. Die Franzosen schafften die noch aus dem Mittelalter herrührenden Regelungen ab. Diese Regeln besagten zum Beispiel, wer sich als Handwerker oder Kaufmann niederlassen durfte. Oder setzten den Preis der Waren fest.

 

Den abgesetzten Rat ersetzten die Franzosen durch eine siebenköpfige, moderne Munizipalität, nach französischem Vorbild. Die Verwaltung gliederte sich in acht unterschiedliche Fachabteilungen. So entstand aus einer der veraltetsten Städte Deutschlands ein zeitgemäßes Köln.

 

Die französische Regierung gliederte Köln weiterhin mit dem gesamten linksrheinischen Rheinufer dem französischen Staatsgebiet ein.

Kölner Verwaltungsbeschäftigte mussten einen Treueeid auf die blau-rot-weiße Flagge leisten. Natürlich weigerten sich viele. Darauf reagierten die Besatzer prompt und entließen die Beamten aus dem Dienst.

Die Säkularisation in Köln

Der Rektor der Kölner Universität, Ferdinand Franz Wallraf, weigerte sich ebenfalls anfangs, den Treueeid zu schwören. Doch schließlich tat er es und damit leistete er der Stadt einen großen Dienst. Als Theologe, Philosoph, Botaniker, Mathematiker und Kunstsammler mischte er sich in die Belange der Stadt mit der Revolutionsarmee ein. Sein Ziel war es, einen möglichst harmonischen Umgang zwischen den konträren Parteien zu erreichen und größeren Schaden von Köln abzuwenden.

Schließung und Zerstörung von Sakralbauten

Durch ihre Revolution hatten die Franzosen ein komplett anderes Verständnis zur Religion. So schlossen sie alle Klöster und Stifte, davon gab es in Köln reichlich. Viele Sakralbauten, Kapellen und Pfarrkirchen ließen die Franzosen abreißen. Die Klosterkirchen übernahmen teilweise die Aufgabe der öffentlichen Kirchen. So zum Beispiel Groß St. Martin oder der Dom.

 

Andere Kirchen funktionierte man einfach in Lager oder Fabrikhallen um. Der Kölner Dom diente zeitweise als Pferdestall und als Lazarett. Die Bürger der Stadt verhandelten hart mit den Besatzern und versuchten zu bewahren, was möglich war.

Heimatlose Nonnen und Mönche

Nonnen und Mönche standen plötzlich heimat- und arbeitslos auf der Straße. Es war die Zeit der sogenannten Säkularisation, die Auflösung der kirchlichen Einrichtungen und die Verstaatlichung der kirchlichen Besitztümer.

 

Die Nonne Maria Clementine Martin zog als Heilerin über die Lande. Später ließ sie sich in Köln nieder. Im Schatten des Doms stellte sie ihren bekannten Klosterfrau Melissengeist her.

 

Andere suchten Stellen als Priester einer Pfarrkirche oder Lehrer.

 

Im erzkatholischen hillije Kölle mussten die Bewohner umdenken und sich umgewöhnen. Es fiel ihnen, weiß Gott, schwer. Das religiöse Leben regelte neben der Zunft- und Gaffelordnung ihr Leben und war ein fester Bestandteil des Alltags. Religiöse Dinge mussten aus der Öffentlichkeit verschwinden und der Gottesdienst fanden nur heimlich statt.

 

Die Machthaber tauschten religiöse Symbole gegen zivile aus, beispielsweise den Freiheitsbaum auf dem Neumarkt.

Dank dem Kunstsammler Wallraf

Wallraf bemühte sich, möglichst viele kirchliche Schätze in Köln zu behalten. Er versteckte beispielsweise den Domschatz mit einer List, damit sich die napoleonischen Truppen diese nicht einverleiben konnten. Er wurde als Conservateur des monuments bestimmt. Und so sammelte er im Lauf der französischen Herrschaft eine stattliche Anzahl an Kunstschätzen, die er später seiner Heimatstadt vermachte.

Melaten-Friedhof

Das neue Hygienegesetz der Machthaber setzen die Kölner sehr unwillig um. Das Gesetz besagte, dass die Kölner ihre Toten nicht mehr in geschlossenen Ortschaften und Räumlichkeiten bestatten durften.

Das neue kaiserliche Dekret über die Begräbnisse

Damit ist gemeint, dass Bestattungen nicht mehr auf den kleinen innerstädtischen Friedhöfen stattfinden durften. Ebenso waren die Beisetzungen innerhalb der Kirchen verboten. Der Grund war, dass das Grund- und damit das Trinkwasser aus den Brunnen stark verunreinigt war. Die Toten vergrub man ohne Särge, nur in Leichensäcken. So verunreinigten sie auch das Grundwasser.

 

Das Sprichwort „Jemand stinkt vor Geld“, fand hier ein Ende. Damit ist gemeint, dass reiche Menschen innerhalb der Kirchen und nicht auf dem Friedhof beerdigt wurden. Sie verwesten und verpesteten mit ihrem Geruch die Luft im Gottesraum.

 

Dank seines Amtes, beauftragten die Franzosen Wallraf, einen Zentralfriedhof außerhalb der Stadtmauern zu planen. Die Stadt kaufte der Diözese das ehemalige Gelände des Leprosen Asyl im Kölner Westen ab.

 

Nach dem Vorbild des Pariser Friedhof Père Lachaise plante Wallraf eine parkähnliche Parkanlage, die zum Verweilen einladen sollte. Zunächst kam das Projekt nicht in Schwung, weil die Kölner sich weigerten, einen zentralen Friedhof außerhalb der Stadtgrenze anzuerkennen.

 

Der geplante Melaten-Friedhof besaß keine Kirche, lediglich eine Kapelle. Diese genügte jedoch nicht, Gott und dem Altar nahe zu sein. Je näher die Grabstätte am Altar war, je eher kam man in den Himmel. So die damalige Denkweise. Auch die ganze Tradition musste sich verändern.

Franzosen in Köln: Grab von Wallraf

Beerdigungstradition in Köln

Früher war es üblich, dass die Hinterbliebenen ihre Toten wuschen, fertig machten und aufbahrten. Die Trauergäste hatten Gelegenheit, sich von dem Toten zu verabschieden. Danach brachte die Familie die Leiche zum Kirchhof, wo die Totengräber bereits ein Grab ausgehoben hatten. Der Tote wurde mit möglichst vielen Trauernden beerdigt und anschließend fand der Leichenschmaus statt.

 

Diese Tradition konnte so nicht aufrechterhalten werden. Die Familie musste nun einen Fuhrunternehmer beauftragen, die Leiche zum Melaten Friedhof zu fahren. Das kostete Zeit und Geld. Außerdem konnten nur wenige Trauergäste die letzte Ehre erweisen, da der Friedhof weit außerhalb der Stadt lag. Aus den Fuhrwerkern entstand der Beruf des Bestatters.

 

Erst 10 Jahre nach dem Erlass des Gesetzes weihte Michael Dumont, der Dompriester, 1810 den Melaten, den Gottesacker der Stadt Köln ein. Und weitere 19 Jahre dauerte es, bis der erste nicht katholische Tote dort begraben werden durfte.

Radikaler Umbruch der Bevölkerung

Seit der letzten Judenverfolgung anno 1424 durfte sich kein Jude mehr in der Stadt ansiedeln. Juden bekamen tageweise eine Aufenthaltserlaubnis vom Rat, doch wohnen durften sie nicht in Köln.

 

Und auch Andersgläubige, wie Protestanten, sah man nur sehr ungern im hillje Kölle. Das änderte sich ebenfalls mit dem Einmarsch der neuen Machthaber. Die grundlegenden Reformen: Liberté, Fraternité, Egalité wollten sie auch in Köln durchsetzen.

 

So erlaubten die französischen Besatzer Juden, sich wieder in Köln anzusiedeln und Geschäfte machen. Einer der bekanntesten neuen Bewohner war Salomon Oppenheimer, ein erfolgreicher Bankier.

 

Die Protestanten genossen bis dahin immerhin Aufenthaltsrecht. Sie machten lediglich 1 % der Gesamtbevölkerung aus. Ihre Zahl wuchs im Laufe der Besatzungszeit auf 4,2 % der gesamten Bevölkerung. Sie waren erfolgreiche Kaufleute und stellten ca. ein Drittel der 70 reichsten Familien Köln. So wie die protestantische Gemeinde anwuchs, so vergrößerte sich auch die jüdische Gemeinde.

 

Den Evangelen erlaubten die Franzosen 1802 sogar eigene Gottesdienste abzuhalten, beispielsweise in der Antoniterkirche auf der Schildergasse.

 

Juden und Protestanten sollten den katholischen Bewohnern gleichgestellt werden, rechtlich und städtische Abgaben betreffend. Sie erhielten das volle Bürgerrecht. Allerdings galt dieses Recht ausschließlich für Männer!

 

Durch das Wegfallen der Gaffel- und Zunftordnungen und der Vermischung mit den erfolgreichen jüdischen und evangelischen Kaufleuten erlebte Köln einen großen, vorteilhaften wirtschaftlichen Strukturwandel.

Änderung im Rechtswesen – Code civil

Zunächst trennte die französische Besatzungsmacht die Rechtsprechung vom Verwaltungsapparat. Dies sicherte die Unabhängigkeit der Richter. Die unterschiedlichen Ressorts wurden getrennt, verschieden Instanzen eingeführt. Somit waren alle Menschen vor dem Gesetz gleich.

 

Als das einzige  zivilrechtliche Gesetzbuch führte man den Code civil oder Code Napoleon ein. Er regelte alle zivilen Belange, so auch die Registrierung bei Heirat oder Tod im Standesamt.

Französisch für Kölner

Eine weitere wichtige Veränderung, die die Franzosen in Köln verordneten, war die Einführung der französischen Sprache als Amtssprache. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf das öffentliche Leben in der Stadt und förderte die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die französische Herrschaft in Köln eine wichtige Phase der Stadtgeschichte war. Die Franzosen führten zahlreiche Reformen ein, die zur Modernisierung der Stadt beitrugen. Sie legte die Grundlage für die spätere wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Die französische Sprache und Kultur hatten einen nachhaltigen Einfluss auf das öffentliche Leben in Köln und prägen die Stadt bis heute.

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Die alte Trauhalle auf Melaten – was wird aus ihr?

Alte Trauerhalle: Kolumbarium

Die alte Trauhalle auf Melaten und was wird aus ihr?

Die alte Trauerhalle auf dem Melaten-Friedhof bekommt endlich eine neue Bestimmung.

 

Auf Kölns größtem Zentralfriedhof Melaten gibt es zwei Trauerhallen. Die denkmalgeschützte Halle befindet sich im alten Teil des Friedhofs und stammt aus dem 19. Jahrhundert.

 

1881 erbaute man die Trauerhalle in neoromanischen Formen nach den Entwürfen von Heinrich Wiethase. 1916 erweitert man sie und stellte sie unter Denkmalschutz.

 

1950 ließ die Stadt eine weitere an der Piusstraße errichten, weil die alte zu klein wurde.

 

Seit der Errichtung der neueren fristet die kleine Trauerhalle an der Millionenallee ein trübes Dasein. Die Friedhofsverwaltung nutzte sie lediglich als Abstellkammer und sie verfiel immer mehr.

 

Urnenbestattung statt Sargbestattung

Dank des sich stets wandelnden Zeitgeists, der auch nicht vor der Bestattungskultur halt macht, kann sich die Trauerhalle bald über eine neue Nutzung freuen.

 

Im Laufe der letzten Jahrzehnte setzte sich der Deutschland weite Trend immer mehr auch in Köln durch. Immer mehr Menschen wählen eine Urnenbestattung, anstelle einer Sarg-Bestattung.

 

Dieser Ausrichtung folgt die Stadt und bietet ein immer größeres Bestattungsangebot für Urnen an – wie beispielsweise Urnenwahlgräber, Baumgräber und Bestattungsgärten.

Alte Trauerhalle wird ein Kolumbarium

Als Kolumbarium bezeichnet man heute meist ein oberirdisches Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient. Es ist oft einem Friedhof angegliedert.

 

Ursprünglich war Kolumbarium die Bezeichnung für einen Taubenschlag. Wegen der reihenweise übereinander liegenden Nischen hat sich der Begriff auch für eine Grabkammer für Urnenbestattungen eingebürgert.

Umbau zum Kolumbarium

Die Stadt Köln hat festgelegt, dass neben der Gebäudehülle auch die historische Dachform wiederhergestellt werden soll. Weiterhin erhält das Gebäude eine neue Fassade, sowie eine neue Fenster- und Türanlage. Alles in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege.

 

Durch eine Entkernung der Trennwände entsteht im 97 Quadratmeter großen Innenraum eine große Halle. Geplant ist außerdem, dass der Haupteingang künftig an der Nordseite liegen soll. Damit zeigt er auf die Millionenallee.

 

Weiterhin plant man einen zweiten Zugang, der einen barrierefreien Eintritt über die Ostseite ermöglicht.

 

Die Kosten betragen nach der aktuellen Berechnung rund 2,3 Millionen Euro brutto.

 

Möchten Sie mehr über den interessanten Melaten Friedhof wissen? Dann kommen Sie zu meiner Melaten Führung. Buchen Sie entweder eine öffentliche Führung oder direkt für eine Gruppe mit Ihren Lieblingsmenschen. Terminanfrage per E-Mail unter info@entdecke-deine-stadt.de.

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Die steinerne Pumpe am Alter Markt

Steinerne Pumpe am Alter Markt

Was ist aus der steinernen Pumpe am Alter Markt geworden?

Ein Bericht vom Kölner Express berichtet über diese steinerne Pumpe.

 

Sie wurde von einem LKW am 2. Juni 2020 von einem Baufahrzeug umgefahren. Zu der Zeit fanden einmal mehr Bauarbeiten auf dem Alter Markt statt. Sie ist am Sockel aus der Verankerung gerissen.

 

Die Stadt Köln möchte dieses Wahrzeichen wieder aufbauen, doch da die Kassen leer sind, wird es wohl noch sehr lange dauern, bis die steinerne Pumpe wieder an ihrem angetrauten Platz steht.

 

Die Pumpe war nicht nur in der heutigen Zeit ein beliebter Treffpunkt.

An der Pumpe öffentlich schmutzige Wäsche waschen

Wäsche waschen war jahrhundertelang Frauenarbeit und ist es in der Regel auch noch heute.

 

Bis zum 20. Jahrhundert fand das Waschen in der Öffentlichkeit statt. In Köln wuschen die Frauen an Brunnen, in den städtischen Bächen, sofern diese nicht von den Färbereien verschmutzt waren, und am Rheinufer, z.B. zwischen Hohenzoller und Deutzer Brücke oder vor der Insel Weerthchens, auf der sich heute der Rheinauhafen befindet. Die gewaschenen Wäsche wurde zum Bleichen ausgelegt und begossen.

 

Am Rheinufer erfolgte das Waschen auf flachen Booten mit niedrigem Rand, so dass der Schiffsverkehr nicht behindert wurde.

 

Waschhäuser sind hier nicht bekannt. Die meisten Kölnerinnen haben im Mittelalter und der frühen Neuzeit wohl die Ziehbrunnen, Pütz genannt, benutz haben. An einer Winde mit zwei Eimern wurde das Wasser hochgezogen und in eine Bütt, einen Waschtrog, gegossen.

 

Meistens teilten sich mehrere kleine Häuser einen Brunnen, nur wohlhabende Familien besaßen einen eigenen Brunnen. Seit Mitte des 18. Jahrh. verdrängten Saugpumpen die Ziehbrunnen.

Waschfrauen und Waschmägde

Manche Frauen haben auch für reiche Familien gewaschen, gegen Entgelt. Seit dem 13. Jahrhundert sind Lohnwäscherinnen nachgewiesen.

 

Bei den Wäscherinnen wurde zwischen den ehrbaren, oft verwitweten Waschfrauen und den Waschmägden mit zweifelhaftem Ruf unterschieden.

 

Waschfrauen gingen in bessere Haushalte, Mägde dagegen verrichteten unter anderem für alleinstehende Männer die Arbeit und erhielten dadurch ein zwielichtiges Ansehen.

Wäsche waschen: Treffpunkt für Gespräche

 

Waschen war auch früher eine Möglichkeit für Frauen, miteinander zu kommunizieren. Die harte Arbeit war dadurch nicht so eintönig und ließ sich besonders im Winter dadurch besser bewerkstelligen.

 

Ausdrücke wie „schwatzen wie ein Waschweib“ und „in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen“ resultieren aus dieser Zeit. Mit der Bewertung wird verschleiert, dass Waschen eine sehr wichtige, aber körperlich anstrengende und ungesunde Arbeit war.

 

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das öffentliche Wäschetrocknen verboten, mit Einzug der Kanalisation auch das öffentliche Waschen und Waschen verlagerte sich in den Privathaushalt, wurde aber nicht weniger mühsam.

 

Würden Sie mehr über das Leben der Frauen erfahren? Dann empfehle ich Ihnen die beliebte Frauenführung Kölner Frauen im Wandel der Zeit. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.

Steinerne Pumpe am Alter Markt: Wäsche waschen
Steinerne Pumpe - in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen

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Alles über Karneval

Alles über Karneval

Schon die alten Römer feierten schon Karneval hier im Rheinland

Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, als die Kolonie zu Ehren des Claudius, war die Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermania. Durch ihren Rang als Stadt durften die römischen Kölner Feste feiern wie in Rom. Als größte Stadt nördlich der Alpen blieben öffentliche Feste und Feiertage nicht verborgen. Und so lockte der Karneval viele Menschen in die Stadt. Nicht viel anders als heutzutage, außer vielleicht die Anzahl.

 

Die Menschen, die nach Köln kamen, waren nicht nur römische Soldaten, Handwerker oder Kaufleute. Nein, die Stadt entwickelte sich als Schmelztiegel mit kulturellen Einflüssen aus dem hohen Norden, dem fernen Osten oder dem tiefsten Süden. All diese Kulturen mit ihren unterschiedlichen Göttern vermischten sich hier am Rhein.

Fest zu Ehren von Saturn – Saturnalien

Eines dieser Festtage, die hier begangen wurde, war die Freudenfeier zu Ehren des Gotts Saturn, als es in Zeit seiner Herrschaft noch keine Sklaven gab. Saturnalien genannt. Saturn ist ein strenger, disziplinierter Gott. Er verlangt Ordnung, Struktur und Einhaltung der Regeln. Saturnisch bedeutet Fleiß, Arbeit, Verantwortung und Einhaltung der Autorität.

 

Die Bewohner feierten drei Tage lang, vom 17. – 19. Dezember (meistens dehnte es sich sogar eine ganze Woche aus). Vermutlich geht dieses Datum auf die Einweihung des Saturntempels 497 v. Chr. in Rom zurück.

 

Doch an Karneval lebten sie alles ad adsurdum. Während dieser Tage ruhte die Arbeit. Und nichts Wichtiges war erlaubt. Die Herren verkleideten sich als Sklaven und dienten ihren Untertanen. Gemeinsam überwandten sie die gesellschaftlichen Hürden. Sie tranken, lärmten, scherzten, tanzten, spielten, sagen – Herrschaft, Bauern und Sklaven.

 

Die Welt stand Kopf. Alles war ver-rückt und verkehrt.

Umzug mit dem Carrus navalis

Wie überliefert, veranstalteten die Römer auch einen Umzug mit einem bunten Schiffskarren, dem carrus navalis, durch ihre Stadt. Von diesem leitet sich vermutlich das Wort Karneval ab. Auf dem Schiffskarren waren die Göttinnen Isis und Nerthus zu sehen, die von verkleideten und lärmenden Menschen sowie von Musik begleitet wurden. Angeblich wollte man auf diese Weise den Tod verbannen, den die Göttin Isis symbolisierte.

Karneval: Carne vale = Fleisch lebe wohl!

Als Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion ernannte, vermischten sich auch heidnische und christliche Bräuche miteinander. Die Germanen huldigten im Frühjahr (Wintersonnenwende) ihren Göttern und vertrieben die böswilligen Winterdämonen mit Lärm und Feuer.

 

Da sich die Christen sich damit nicht identifizieren konnte, ordnete sie den Karneval der Liturgie des Kirchenjahres unter. Indem sie den Karneval vor den Beginn der Fastenzeit legten, bekam er einen tieferen Sinn. Hierbei wurde vor allem der Fastabend als Abend vor der großen Fastenzeit sehr wörtlich genommen. So läuteten sie die vorösterliche Fastenzeit mit der Fastnacht oder dem Karneval (carne vale = Fleisch lebe wohl!) ein. Karneval und Kirche – für immer verbunden.

Christliche Fastnacht im 18. Jahrhundert

Noch heute pflegen wir die alten Bräuche wie das Lärmen und Tragen von Masken in der christlichen Fastnacht, die im Mittelalter verdrängt werden sollten. Doch obwohl Köln Bischofssitz war und nicht alle Bräuche befürwortete, feierten auch religiöse Bruderschaften im Mittelalter die Fastnacht. Die Klostergeistlichkeit führte ab dem 18. Jahrhundert am Donnerstag vor Karneval auch den Anfang des Fastenabends ein.

 

Während des 18. Jahrhunderts kam es nach italienischem Vorbild zu einer Art Korso in Köln, bei dem sich Komödianten, Schausteller und Gaukler in der Stadt versammelten. Zudem fanden im 18. Jahrhundert in Anlehnung an das jährliche Fest von Kurfürst Clemens August mit großem Festmahl und Maskenball die Redouten als vornehme Fastnachtvergnügen im Kölner Gürzenich statt.

Kölner Karneval unter französischer Besatzung

Als Köln 1794 unter französische Herrschaft geriet, verboten die Besatzer den Karneval. Doch die Kölner verlagerten ihre Festlichkeiten vielmehr von der Straße in die Wirtshäuser. Als sich die Franzosen von der Harmlosigkeit des Festes überzeugt hatten, hoben sie das Karnevalsverbot 1801 wieder auf.

 

Zu dieser Zeit vermehrten sich die Charaktermasken im Karneval und die Karnevalisten  nahmen verstärkt das Zeitgeschehen aufs Korn. Zudem veranstalteten sie kleine Züge durch die Stadt. Zum Ende der Fastnachttage feierten die Jecken die Zeremonie des „Begrabens“, eine Art Trauerzug mit Trompetenbegleitung. Heute ist das die Nubbelverbrennung.

Festordnendes Komitée, Prinz Karneval und die Preußen

Als 1815 die Preußen nach Köln kamen, wurde Köln wieder zu einer deutschen Stadt und von den Rheinländern annektiert. Obwohl der Karneval immer mehr verrohte, dulteten die Preußen zunächst das bunte Treiben.

 

Um einem erneuten Verbot aus dem Weg zu gehen, reformierten engagierte Kölner den Karneval im romantischen Sinne. Das karnevalistische Geschehen sollte sich um den „Held Karneval“, der heutige Prinz, drehen.

 

Dies war die Geburtsstunde des Festordnenden Komitées, dessen Gründer dem reichsstädtischen Köln und dem Kaiser verbunden waren. Köln feierte 1823 seinen ersten Rosenmontagszug unter dem Motto „Thronbesteigung des Helden Carneval“ mit den Roten Funken, den einstigen Stadtsoldaten, entstand eine Karnevalsgesellschaft nach der anderen. 1860 zieht der erste „Geisterzug“ am Abend des Karnevalssamstag durch Köln.

Neuerungen des 20. Jahrhunderts

Während 1902 die Ehrengarde als Begleittruppe von Bauer und Jungfrau entsteht, bekommt der Prinz Karneval 1906 seine Prinzengarde und der Kölner Karneval wird im Laufe der Zeit auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

 

Mehr über den Kölner Karneval und seine Geschichten gibt es in meiner Karnevalsführung Kölle Alaaf.

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Einen Zahn zulegen

Einen Zahln zulegen

Einen Zahn zulegen – Wissen Sie woher dieser Ausspruch kommt?

Von dieser Redewendung Einen Zahn zulegen gibt es verschiedene Ableitungen. Bei dieser gibt es eine mittelalterliche und eine neuzeitliche Variante. Jedenfalls scheiden sich da die Geister. Auch so ein Spruch!

 

In mittelalterlichen Küchen hängten die Köchen oder Hausfrau den Topf mittels einer gezackten Topfstange über den Herd. Durch diese Zahnreihe konnte sie regulieren, wie nah der Topf über der Glut hing. Somit beeinflusste sie damit die Gargeschwindigkeit. Einen Knopf zum Erhöhen der Temperatur gab es ja noch lange nicht.

 

Die Redensart stammt vermutlich aus dem frühen Automobilbau. Damals besaßen die Fahrzeuge statt eines Gaspedals einen Handgashebel mit Zahnkranz, vereinzelt eine gezähnte Stange. Wenn man dabei „einen Zahn zulegte“, d.h. die Arretierung einen Zahn weiter einrasten ließ, fuhr das Auto schneller.

Was verstehen wir heute unter „einem Zahn zulegen“?

Wenn wir heute einen Zahn zulegen, dann erhöhen wir die Geschwindigkeit. Affenzahn oder Mordszahn ist auch so ein Ausdruck.

 

Wenn Sie mehr über Geschichte und Geschichten erfahren möchten …. dann machen Sie doch mal eine Stadtführung in Köln mit entdecke-deine-stadt.de.

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„Es ist alles in Butter“

Alles in Butter

„Es ist alles in Butter“

Alles in Butter: Weißt Du woher dieser Ausspruch kommt?

 

Diese Redewendung kommt, wie so viele andere auch, aus dem Mittelalter.

 

Im Mittelalter waren Glaswaren sehr teuer und somit kostbar. Doch auch diese mussten transportiert werden. Verpackungschips und Luftpolsterfolie gab es noch nicht. Und der Transport mit der Kutsche über Stock und Stein war nicht gerade sehr glasfreundlich. Daher war man auf die natürlichen Ressourcen, die der Alltag so hergab angewiesen.

Was hat man also gemacht, wenn alles in Butter ist?

Die Händler haben Butter geschmolzen. Die Glaswaren stellten sie in Fässer und übergossen sie mit der geschmolzenen Butter. Sobald die Butter fest geworden war, konnte der Transport losgehen. Die Ware war vor den Stößen auf der Kutsche und auch bei Entladen geschützt. Und so gelangte unbeschadet zum Empfänger.

Und was bedeutet die Redewendung heute?

In der heutigen Zeit bedeutet diese Aufforderung, dass in Ordnung ist.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Stadtführung „Aqua mirabilis“. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.

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Der stinkt vor Geld

Stinkt vor Geld

„Der stinkt vor Geld“

Wie kann es auch anders sein, die Redewendung „Der stinkt vor Geld“ kommt aus dem Mittelalter. Im Mittelalter waren die gläubigen Bürger darauf bedacht, möglichst nah am Altar bestattet zu werden. Erstrebenswert war, je näher je besser für das weitere Seelenheil. Die meisten von ihnen konnten sich einen „Platz“ auf dem kleinen Kirchhof direkt neben der Kirche leisten.

 

Die Reichen konnten dem Herrgott allerdings noch näher sein. Sie hatten genügend Geld, sich ein Plätzchen in der Kirche zu sichern. Mit anderen Worten, der Fußboden der Kirchen, oftmals aus Holz, wurde geöffnet und der Tote bekam dort sein Grab.

 

Eingeschlagen in ein Leichentuch lag er nun einfach unter der Kirche. Und im Laufe der Zeit, nahm die Natur ihren Lauf. Der Geruch in der Kirche … nun ja, es stank! Also – Er stank vor Geld!

Als die Franzosen nach Köln kamen

1794 wurden die Franzosen Kölns neue Stadtherren. Sie brachten viele Veränderungen! 1804 erließ Napoleon „Kaiserlichen Dekret über die Begräbnisse“, das aus hygienischen Gründen die Beerdigung innerhalb der Stadtmauern und geschlossenen Räumlichkeiten verbot. Daraufhin kaufte die Stadt das Gelände des ehemaligen Leprosenasyl an der heutigen Aachener Straße. Der Friedhof sollte zum zentralen Friedhof der Stadt gestaltet werden.

 

Doch die Bevölkerung und selbst die Stadtoberen konnten sich nicht wirklich mit dieser Idee anfreunden. Auf dem Gelände gab es keine richtige Kirche, nur eine Kapelle. Erst 1810, als die Franzosen schon längst wieder auf der anderen Rheinseite verschwunden waren, wurde der Melaten Friedhof geweiht und eingeweiht.

Und was bedeutet der Ausdruck heute?

In der heutigen Zeit bedeutet „Er stinkt vor Geld“, dass jemand sehr reich ist und sich aller erlauben kann. Also ähnlich wie früher.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich meine Melatenführung oder die Abendliche Köstümführung mit der schwarzen Witwe. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewendung.
 

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Sich etwas hinter die Ohren schreiben

Sich was hinters Ohr schreiben

„Sich etwas hinter die Ohren schreiben“

Sich etwas hinter die Ohren schreiben: Weißt Du woher dieser Ausspruch kommt? 
 
Die Redewendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück: Es ist allgemein bekannt, dass früher, insbesondere im Mittelalter die wenigsten Menschen lesen oder schreiben konnten. Selbst hohe Adelige konnten oft nicht Schreiben. Es war einfach nicht Teil der Ausbildung der Menschen. Allerdings  verstanden die Kunst des Schreibens insbesondere Mönche und Schreiber.
 
Natürlich war Schreiben auch in der damaliegen Zeit wichtig und nötig. Denn Verträge mußten trotzdem abgeschlossen werden. Häufig ging es dabei um Grenzziehungen von Grundstücken.
 
Damit diese mündlichen Verträge später auch vor Gericht Bestand hatten, waren Zeugen nötig. Man musste garantieren, dass die Zeugen sich auch lange danach noch an die Verträge erinnerten. Also was tat man? Man wählte Kinder. Damit sie notfalls noch in der nächsten Generation als lebende Zeugen aussagen konnten.
 
Als „Erinnerungshilfe“ zog man diesen Zeugen an den Ohren. Oder ohrfeigte sie sogar. Man schrieb ihnen sozusagen die Grenzmarkierung hinter die Ohren. Ganz nach der Devise: Was mit Schmerzen verbunden ist, merkt sich der Mensch besonders gut!
 

Und was bedeutet die Redewendung heute?

 
In der heutigen Zeit bedeutet diese Aufforderung, sich etwas hinter die Ohren zu schreiben, das gleiche, nur ist es als Standpauke oder Rüge zu verstehen.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Stadtführung „Aqua mirabilis“. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.
 

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