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Die Franzosen in Köln

Franzosen in Köln 1794 - 1814

Die Franzosen in Köln

Köln hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche kulturelle Einflüsse erfahren, darunter auch eine längere Zeit unter der Herrschaft der Franzosen.

 

Der 6. Oktober 1794 war ein geschichtsträchtiger Tag für die Kölner. Am westlichen Horizont tauchten die Truppen Napoleons auf. Doch die Kölner kämpften nicht, sie waren schlicht zu faul. Bürgermeister von Klespe verließ die Stadt durch das Hahnentor und überreichte dem Kommandanten der Revolutionstruppe auf der Höhe vom Melaten-Friedhof kampflos die Stadtschlüssel.

 

Köln gehörte damals zum Heiligen Römischen Reich und war Teil des Kurfürstentums Köln. Die französischen Truppen wurden von General Jean-Baptiste Jourdan geführt, der später zum Gouverneur der besetzten Stadt ernannt wurde. Und damit begann die 20-jährige Besetzung der freien Reichsstadt. Die Original-Stadtschlüssel befinden sich noch heute in Paris.

Fluch und Segen der Franzosen in Köln

Was für die einen ein Fluch ist, ist für andere ein Segen. Und auch wenn die Kölner es nicht so sahen, half die französische Macht, der Stadt in ein neues Zeitalter zu gelangen. Bis zu dem Zeitpunkt klebten die Bürger Kölns noch an ihren mittelalterlichen Denk- und Lebensstrukturen. Die Besatzer krempelten das Leben in allen Bereichen um.

 

Zunächst einmal musste die einheimische Bevölkerung von ungefähr 40.000 Menschen die rund 12.000 französischen Soldaten unterbringen und versorgen. Privathäuser und öffentliche Gebäude wurden beschlagnahmt und umfunktioniert. Für die einzelnen Familien eine schwer tragbare Last.

 

Die französische Besatzung überschwemmte die Kölner mit unendlich vielen neuen Verordnungen und Maßnahmen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellten. Die meisten Veränderungen wirkten sich immer auf mehrere Bereiche gleichzeitig aus.

 

Das neue napoleonische Gesetzespaket betraf: das politische und religiöse Geschehen, das Münzrecht, Hygiene-, Bürger- und Bildungsgesetz sowie die Rechtsprechung. Nach der 20-jährigen Besatzung war Köln eine andere Stadt und in der modernen Zeit angekommen.

Ach, wie war’s doch zudem, in Kölle sehr bequem….

Die Kölner hatten es sich vor der Ankunft der Franzosen sehr bequem gemacht. Köln war, kurz gesagt, ein einziger stinkender Schweinestall. Die Bürger waren vollkommen verlottert und die ganze Stadt stank zum Himmel.

 

Warum? Keiner sah sich genötigt, den Dreck und Abfall auf den Straßen zu beseitigen. Der Alkohol floss in Strömen. Sei es das Bier oder das Aqua mirabilis. Das, was als Wunderwasser vertrieben wurden, diente zur inneren und äußeren Anwendung. Bei rund 80 % Alkohol heilten so manche Wunden.

 

Die neuen Machthaber verlangten von den Wunderwasser-Produzenten, ihre Rezepte offenzulegen. Die Hersteller der Wundermittel mussten sich zu entscheiden, ob sie nun Medizin oder Duftwasser verkaufen wollten. Erst dann durften sie ihre Heilwässerchen wieder unters Volk bringen. Aqua mirabilis für die innere Anwendung enthielt danach deutlich weniger Prozente!

Die Kölner und ihr heiliges Geld

Wo traf man die Kölner am meisten? Natürlich, wenn es ums Geld geht. Die Franzosen verlangten die Zahlungen von Kriegssteuern und Kontributionen in Höhe von 20 Millionen Talern.

 

Köln war seit Jahrhunderten freie Reichsstadt und damit übte die Stadt die damit verbundenen Privilegien aus. Darunter zählen das Münzrecht und das Stapelrecht. Zeitweise führten die neuen Machthaber Papiergeld statt der geliebten Gold- und Silbermünzen ein. Doch es konnte sich nicht durchsetzen, da es inflationsbedingt schnell an Wert verlor.

Franzosen in Köln: Aufhebung der freien Reichsstadt, der Gaffeln und Zünften

Seit 1288 hielt Köln den Status der freien Reichsstadt. Mit der Absetzung der bisherigen Ratsherrschaft verlor die Stadt dieses hochherrschaftliche Privileg. Fast 400 Jahre lang prägten die Gaffeln das politische Leben. Gaffeln sind die politischen Stände der unterschiedlichen Berufsgruppen, der Handwerker und Kaufleute. Sie stellten die Bürgermeister und die Ratsherren, die Köln regierten.

 

Mit der Abschaffung der politischen Struktur zerbrach auch die Macht der Zünfte, die wiederum sämtliche beruflichen Belange regelten. Die Franzosen schafften die noch aus dem Mittelalter herrührenden Regelungen ab. Diese Regeln besagten zum Beispiel, wer sich als Handwerker oder Kaufmann niederlassen durfte. Oder setzten den Preis der Waren fest.

 

Den abgesetzten Rat ersetzten die Franzosen durch eine siebenköpfige, moderne Munizipalität, nach französischem Vorbild. Die Verwaltung gliederte sich in acht unterschiedliche Fachabteilungen. So entstand aus einer der veraltetsten Städte Deutschlands ein zeitgemäßes Köln.

 

Die französische Regierung gliederte Köln weiterhin mit dem gesamten linksrheinischen Rheinufer dem französischen Staatsgebiet ein.

Kölner Verwaltungsbeschäftigte mussten einen Treueeid auf die blau-rot-weiße Flagge leisten. Natürlich weigerten sich viele. Darauf reagierten die Besatzer prompt und entließen die Beamten aus dem Dienst.

Die Säkularisation in Köln

Der Rektor der Kölner Universität, Ferdinand Franz Wallraf, weigerte sich ebenfalls anfangs, den Treueeid zu schwören. Doch schließlich tat er es und damit leistete er der Stadt einen großen Dienst. Als Theologe, Philosoph, Botaniker, Mathematiker und Kunstsammler mischte er sich in die Belange der Stadt mit der Revolutionsarmee ein. Sein Ziel war es, einen möglichst harmonischen Umgang zwischen den konträren Parteien zu erreichen und größeren Schaden von Köln abzuwenden.

Schließung und Zerstörung von Sakralbauten

Durch ihre Revolution hatten die Franzosen ein komplett anderes Verständnis zur Religion. So schlossen sie alle Klöster und Stifte, davon gab es in Köln reichlich. Viele Sakralbauten, Kapellen und Pfarrkirchen ließen die Franzosen abreißen. Die Klosterkirchen übernahmen teilweise die Aufgabe der öffentlichen Kirchen. So zum Beispiel Groß St. Martin oder der Dom.

 

Andere Kirchen funktionierte man einfach in Lager oder Fabrikhallen um. Der Kölner Dom diente zeitweise als Pferdestall und als Lazarett. Die Bürger der Stadt verhandelten hart mit den Besatzern und versuchten zu bewahren, was möglich war.

Heimatlose Nonnen und Mönche

Nonnen und Mönche standen plötzlich heimat- und arbeitslos auf der Straße. Es war die Zeit der sogenannten Säkularisation, die Auflösung der kirchlichen Einrichtungen und die Verstaatlichung der kirchlichen Besitztümer.

 

Die Nonne Maria Clementine Martin zog als Heilerin über die Lande. Später ließ sie sich in Köln nieder. Im Schatten des Doms stellte sie ihren bekannten Klosterfrau Melissengeist her.

 

Andere suchten Stellen als Priester einer Pfarrkirche oder Lehrer.

 

Im erzkatholischen hillije Kölle mussten die Bewohner umdenken und sich umgewöhnen. Es fiel ihnen, weiß Gott, schwer. Das religiöse Leben regelte neben der Zunft- und Gaffelordnung ihr Leben und war ein fester Bestandteil des Alltags. Religiöse Dinge mussten aus der Öffentlichkeit verschwinden und der Gottesdienst fanden nur heimlich statt.

 

Die Machthaber tauschten religiöse Symbole gegen zivile aus, beispielsweise den Freiheitsbaum auf dem Neumarkt.

Dank dem Kunstsammler Wallraf

Wallraf bemühte sich, möglichst viele kirchliche Schätze in Köln zu behalten. Er versteckte beispielsweise den Domschatz mit einer List, damit sich die napoleonischen Truppen diese nicht einverleiben konnten. Er wurde als Conservateur des monuments bestimmt. Und so sammelte er im Lauf der französischen Herrschaft eine stattliche Anzahl an Kunstschätzen, die er später seiner Heimatstadt vermachte.

Melaten-Friedhof

Das neue Hygienegesetz der Machthaber setzen die Kölner sehr unwillig um. Das Gesetz besagte, dass die Kölner ihre Toten nicht mehr in geschlossenen Ortschaften und Räumlichkeiten bestatten durften.

Das neue kaiserliche Dekret über die Begräbnisse

Damit ist gemeint, dass Bestattungen nicht mehr auf den kleinen innerstädtischen Friedhöfen stattfinden durften. Ebenso waren die Beisetzungen innerhalb der Kirchen verboten. Der Grund war, dass das Grund- und damit das Trinkwasser aus den Brunnen stark verunreinigt war. Die Toten vergrub man ohne Särge, nur in Leichensäcken. So verunreinigten sie auch das Grundwasser.

 

Das Sprichwort „Jemand stinkt vor Geld“, fand hier ein Ende. Damit ist gemeint, dass reiche Menschen innerhalb der Kirchen und nicht auf dem Friedhof beerdigt wurden. Sie verwesten und verpesteten mit ihrem Geruch die Luft im Gottesraum.

 

Dank seines Amtes, beauftragten die Franzosen Wallraf, einen Zentralfriedhof außerhalb der Stadtmauern zu planen. Die Stadt kaufte der Diözese das ehemalige Gelände des Leprosen Asyl im Kölner Westen ab.

 

Nach dem Vorbild des Pariser Friedhof Père Lachaise plante Wallraf eine parkähnliche Parkanlage, die zum Verweilen einladen sollte. Zunächst kam das Projekt nicht in Schwung, weil die Kölner sich weigerten, einen zentralen Friedhof außerhalb der Stadtgrenze anzuerkennen.

 

Der geplante Melaten-Friedhof besaß keine Kirche, lediglich eine Kapelle. Diese genügte jedoch nicht, Gott und dem Altar nahe zu sein. Je näher die Grabstätte am Altar war, je eher kam man in den Himmel. So die damalige Denkweise. Auch die ganze Tradition musste sich verändern.

Franzosen in Köln: Grab von Wallraf

Beerdigungstradition in Köln

Früher war es üblich, dass die Hinterbliebenen ihre Toten wuschen, fertig machten und aufbahrten. Die Trauergäste hatten Gelegenheit, sich von dem Toten zu verabschieden. Danach brachte die Familie die Leiche zum Kirchhof, wo die Totengräber bereits ein Grab ausgehoben hatten. Der Tote wurde mit möglichst vielen Trauernden beerdigt und anschließend fand der Leichenschmaus statt.

 

Diese Tradition konnte so nicht aufrechterhalten werden. Die Familie musste nun einen Fuhrunternehmer beauftragen, die Leiche zum Melaten Friedhof zu fahren. Das kostete Zeit und Geld. Außerdem konnten nur wenige Trauergäste die letzte Ehre erweisen, da der Friedhof weit außerhalb der Stadt lag. Aus den Fuhrwerkern entstand der Beruf des Bestatters.

 

Erst 10 Jahre nach dem Erlass des Gesetzes weihte Michael Dumont, der Dompriester, 1810 den Melaten, den Gottesacker der Stadt Köln ein. Und weitere 19 Jahre dauerte es, bis der erste nicht katholische Tote dort begraben werden durfte.

Radikaler Umbruch der Bevölkerung

Seit der letzten Judenverfolgung anno 1424 durfte sich kein Jude mehr in der Stadt ansiedeln. Juden bekamen tageweise eine Aufenthaltserlaubnis vom Rat, doch wohnen durften sie nicht in Köln.

 

Und auch Andersgläubige, wie Protestanten, sah man nur sehr ungern im hillje Kölle. Das änderte sich ebenfalls mit dem Einmarsch der neuen Machthaber. Die grundlegenden Reformen: Liberté, Fraternité, Egalité wollten sie auch in Köln durchsetzen.

 

So erlaubten die französischen Besatzer Juden, sich wieder in Köln anzusiedeln und Geschäfte machen. Einer der bekanntesten neuen Bewohner war Salomon Oppenheimer, ein erfolgreicher Bankier.

 

Die Protestanten genossen bis dahin immerhin Aufenthaltsrecht. Sie machten lediglich 1 % der Gesamtbevölkerung aus. Ihre Zahl wuchs im Laufe der Besatzungszeit auf 4,2 % der gesamten Bevölkerung. Sie waren erfolgreiche Kaufleute und stellten ca. ein Drittel der 70 reichsten Familien Köln. So wie die protestantische Gemeinde anwuchs, so vergrößerte sich auch die jüdische Gemeinde.

 

Den Evangelen erlaubten die Franzosen 1802 sogar eigene Gottesdienste abzuhalten, beispielsweise in der Antoniterkirche auf der Schildergasse.

 

Juden und Protestanten sollten den katholischen Bewohnern gleichgestellt werden, rechtlich und städtische Abgaben betreffend. Sie erhielten das volle Bürgerrecht. Allerdings galt dieses Recht ausschließlich für Männer!

 

Durch das Wegfallen der Gaffel- und Zunftordnungen und der Vermischung mit den erfolgreichen jüdischen und evangelischen Kaufleuten erlebte Köln einen großen, vorteilhaften wirtschaftlichen Strukturwandel.

Änderung im Rechtswesen – Code civil

Zunächst trennte die französische Besatzungsmacht die Rechtsprechung vom Verwaltungsapparat. Dies sicherte die Unabhängigkeit der Richter. Die unterschiedlichen Ressorts wurden getrennt, verschieden Instanzen eingeführt. Somit waren alle Menschen vor dem Gesetz gleich.

 

Als das einzige  zivilrechtliche Gesetzbuch führte man den Code civil oder Code Napoleon ein. Er regelte alle zivilen Belange, so auch die Registrierung bei Heirat oder Tod im Standesamt.

Französisch für Kölner

Eine weitere wichtige Veränderung, die die Franzosen in Köln verordneten, war die Einführung der französischen Sprache als Amtssprache. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf das öffentliche Leben in der Stadt und förderte die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die französische Herrschaft in Köln eine wichtige Phase der Stadtgeschichte war. Die Franzosen führten zahlreiche Reformen ein, die zur Modernisierung der Stadt beitrugen. Sie legte die Grundlage für die spätere wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Die französische Sprache und Kultur hatten einen nachhaltigen Einfluss auf das öffentliche Leben in Köln und prägen die Stadt bis heute.

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Die alte Trauhalle auf Melaten und was wird aus ihr?

Alte Trauerhalle: Kolumbarium

Die alte Trauhalle auf Melaten und was wird aus ihr?

Die alte Trauerhalle auf dem Melaten-Friedhof bekommt endlich eine neue Bestimmung.

 

Auf Kölns größtem Zentralfriedhof Melaten gibt es zwei Trauerhallen. Die denkmalgeschützte Halle befindet sich im alten Teil des Friedhofs und stammt aus dem 19. Jahrhundert.

 

1881 erbaute man die Trauerhalle in neoromanischen Formen nach den Entwürfen von Heinrich Wiethase. 1916 erweitert man sie und stellte sie unter Denkmalschutz.

 

1950 ließ die Stadt eine weitere an der Piusstraße errichten, weil die alte zu klein wurde.

 

Seit der Errichtung der neueren fristet die kleine Trauerhalle an der Millionenallee ein trübes Dasein. Die Friedhofsverwaltung nutzte sie lediglich als Abstellkammer und sie verfiel immer mehr.

 

Urnenbestattung statt Sargbestattung

Dank des sich stets wandelnden Zeitgeists, der auch nicht vor der Bestattungskultur halt macht, kann sich die Trauerhalle bald über eine neue Nutzung freuen.

 

Im Laufe der letzten Jahrzehnte setzte sich der Deutschland weite Trend immer mehr auch in Köln durch. Immer mehr Menschen wählen eine Urnenbestattung, anstelle einer Sarg-Bestattung.

 

Dieser Ausrichtung folgt die Stadt und bietet ein immer größeres Bestattungsangebot für Urnen an – wie beispielsweise Urnenwahlgräber, Baumgräber und Bestattungsgärten.

Alte Trauerhalle wird ein Kolumbarium

Als Kolumbarium bezeichnet man heute meist ein oberirdisches Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient. Es ist oft einem Friedhof angegliedert.

 

Ursprünglich war Kolumbarium die Bezeichnung für einen Taubenschlag. Wegen der reihenweise übereinander liegenden Nischen hat sich der Begriff auch für eine Grabkammer für Urnenbestattungen eingebürgert.

Umbau zum Kolumbarium

Die Stadt Köln hat festgelegt, dass neben der Gebäudehülle auch die historische Dachform wiederhergestellt werden soll. Weiterhin erhält das Gebäude eine neue Fassade, sowie eine neue Fenster- und Türanlage. Alles in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege.

 

Durch eine Entkernung der Trennwände entsteht im 97 Quadratmeter großen Innenraum eine große Halle. Geplant ist außerdem, dass der Haupteingang künftig an der Nordseite liegen soll. Damit zeigt er auf die Millionenallee.

 

Weiterhin plant man einen zweiten Zugang, der einen barrierefreien Eintritt über die Ostseite ermöglicht.

 

Die Kosten betragen nach der aktuellen Berechnung rund 2,3 Millionen Euro brutto.

 

Möchten Sie mehr über den interessanten Melaten Friedhof wissen? Dann kommen Sie zu meiner Melaten Führung. Buchen Sie entweder eine öffentliche Führung oder direkt für eine Gruppe mit Ihren Lieblingsmenschen. Terminanfrage per E-Mail unter info@entdecke-deine-stadt.de.

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Die steinerne Pumpe am Alter Markt

Steinerne Pumpe am Alter Markt

Was ist aus der steinernen Pumpe am Alter Markt geworden?

 

Ein Bericht vom Kölner Express berichtet über diese steinerne Pumpe.

 

Sie wurde von einem LKW am 2. Juni 2020 von einem Baufahrzeug umgefahren. Zu der Zeit fanden einmal mehr Bauarbeiten auf dem Alter Markt statt. Sie ist am Sockel aus der Verankerung gerissen.

 

Die Stadt Köln möchte dieses Wahrzeichen wieder aufbauen, doch da die Kassen leer sind, wird es wohl noch sehr lange dauern, bis die steinerne Pumpe wieder an ihrem angetrauten Platz steht.

 

Die Pumpe war nicht nur in der heutigen Zeit ein beliebter Treffpunkt.

 

An der Pumpe öffentlich schmutzige Wäsche waschen

 

Wäsche waschen war jahrhundertelang Frauenarbeit und ist es in der Regel auch noch heute.

 

Bis zum 20. Jahrh. fand das Waschen in der Öffentlichkeit statt. In Köln wuschen die Frauen an Brunnen, in den städtischen Bächen, sofern diese nicht von den Färbereien verschmutzt waren, und am Rheinufer, z.B. zwischen Hohenzoller und Deutzer Brücke oder vor der Insel Weerthchens, auf der sich heute der Rheinauhafen befindet. Die gewaschenen Wäsche wurde zum Bleichen ausgelegt und begossen.

 

Am Rheinufer erfolgte das Waschen auf flachen Booten mit niedrigem Rand, so dass der Schiffsverkehr nicht behindert wurde.

 

Waschhäuser sind hier nicht bekannt. Die meisten Kölnerinnen haben im Mittelalter und der frühen Neuzeit wohl die Ziehbrunnen, Pütz genannt, benutz haben. An einer Winde mit zwei Eimern wurde das Wasser hochgezogen und in eine Bütt, einen Waschtrog, gegossen. Meistens teilten sich mehrere kleine Häuser einen Brunnen, nur wohlhabende Familien besaßen einen eigenen Brunnen. Seit Mitte des 18. Jahrh. verdrängten Saugpumpen die Ziehbrunnen.

 

Waschfrauen und Waschmägde​

 

Manche Frauen haben auch für reiche Familien gewaschen, gegen Entgelt. Seit dem 13. Jahrh. sind Lohnwäscherinnen nachgewiesen.

 

Bei den Wäscherinnen wurde zwischen den ehrbaren, oft verwitweten Waschfrauen und den Waschmägden mit zweifelhaftem Ruf unterschieden.

 

Waschfrauen gingen in bessere Haushalte, Mägde dagegen verrichteten unter anderem für alleinstehende Männer die Arbeit und erhielten dadurch ein zwielichtiges Ansehen.

 

Wäsche waschen: Treffpunkt für Gespräche

Waschen war auch früher eine Möglichkeit für Frauen, miteinander zu kommunizieren. Die harte Arbeit war dadurch nicht so eintönig und ließ sich besonders im Winter dadurch besser bewerkstelligen. Ausdrücke wie „schwatzen wie ein Waschweib“ und „in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen“ resultieren aus dieser Zeit. Mit der Bewertung wird verschleiert, dass Waschen eine sehr wichtige, aber körperlich anstrengende und ungesunde Arbeit war.

 

Gegen Mitte des 19. Jahrh. wurde das öffentliche Wäschetrocknen verboten, mit Einzug der Kanalisation auch das öffentliche Waschen und Waschen verlagerte sich in den Privathaushalt, wurde aber nicht weniger mühsam.

 

Würden Sie mehr über das Leben der Frauen erfahren? Dann empfehle ich Ihnen die beliebte Frauenführung Kölner Frauen im Wandel der Zeit. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.

Steinerne Pumpe am Alter Markt: Wäsche waschen
Steinerne Pumpe - in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen

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Alles über Karneval

Alles über Karneval

Schon die alten Römer feierten schon Karneval hier im Rheinland.

Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, als die Kolonie zu Ehren des Claudius, war die Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermania. Durch ihren Rang als Stadt durften die römischen Kölner Feste feiern wie in Rom. Als größte Stadt nördlich der Alpen blieben öffentliche Feste und Feiertage nicht verborgen. Und so lockte der Karneval viele Menschen in die Stadt. Nicht viel anders als heutzutage, außer vielleicht die Anzahl.

 

Die Menschen, die nach Köln kamen, waren nicht nur römische Soldaten, Handwerker oder Kaufleute. Nein, die Stadt entwickelte sich als Schmelztiegel mit kulturellen Einflüssen aus dem hohen Norden, dem fernen Osten oder dem tiefsten Süden. All diese Kulturen mit ihren unterschiedlichen Göttern vermischten sich hier am Rhein.

Fest zu Ehren von Saturn – Saturnalien

Eines dieser Festtage, die hier begangen wurde, war die Freudenfeier zu Ehren des Gotts Saturn, als es in Zeit seiner Herrschaft noch keine Sklaven gab. Saturnalien genannt. Saturn ist ein strenger, disziplinierter Gott. Er verlangt Ordnung, Struktur und Einhaltung der Regeln. Saturnisch bedeutet Fleiß, Arbeit, Verantwortung und Einhaltung der Autorität.

 

Die Bewohner feierten drei Tage lang, vom 17. – 19. Dezember (meistens dehnte es sich sogar eine ganze Woche aus). Vermutlich geht dieses Datum auf die Einweihung des Saturntempels 497 v. Chr. in Rom zurück.

 

Doch an Karneval lebten sie alles ad adsurdum. Während dieser Tage ruhte die Arbeit. Und nichts Wichtiges war erlaubt. Die Herren verkleideten sich als Sklaven und dienten ihren Untertanen. Gemeinsam überwandten sie die gesellschaftlichen Hürden. Sie tranken, lärmten, scherzten, tanzten, spielten, sagen – Herrschaft, Bauern und Sklaven.

 

Die Welt stand Kopf. Alles war ver-rückt und verkehrt.

Umzug mit dem Carrus navalis

Wie überliefert, veranstalteten die Römer auch einen Umzug mit einem bunten Schiffskarren, dem carrus navalis, durch ihre Stadt. Von diesem leitet sich vermutlich das Wort Karneval ab. Auf dem Schiffskarren waren die Göttinnen Isis und Nerthus zu sehen, die von verkleideten und lärmenden Menschen sowie von Musik begleitet wurden. Angeblich wollte man auf diese Weise den Tod verbannen, den die Göttin Isis symbolisierte.

Karneval: Carne vale = Fleisch lebe wohl!

Als Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion ernannte, vermischten sich auch heidnische und christliche Bräuche miteinander. Die Germanen huldigten im Frühjahr (Wintersonnenwende) ihren Göttern und vertrieben die böswilligen Winterdämonen mit Lärm und Feuer.

 

Da sich die Christen sich damit nicht identifizieren konnte, ordnete sie den Karneval der Liturgie des Kirchenjahres unter. Indem sie den Karneval vor den Beginn der Fastenzeit legten, bekam er einen tieferen Sinn. Hierbei wurde vor allem der Fastabend als Abend vor der großen Fastenzeit sehr wörtlich genommen. So läuteten sie die vorösterliche Fastenzeit mit der Fastnacht oder dem Karneval (carne vale = Fleisch lebe wohl!) ein. Karneval und Kirche – für immer verbunden.

Christliche Fastnacht im 18. Jahrhundert

Noch heute pflegen wir die alten Bräuche wie das Lärmen und Tragen von Masken in der christlichen Fastnacht, die im Mittelalter verdrängt werden sollten. Doch obwohl Köln Bischofssitz war und nicht alle Bräuche befürwortete, feierten auch religiöse Bruderschaften im Mittelalter die Fastnacht. Die Klostergeistlichkeit führte ab dem 18. Jahrhundert am Donnerstag vor Karneval auch den Anfang des Fastenabends ein.

 

Während des 18. Jahrhunderts kam es nach italienischem Vorbild zu einer Art Korso in Köln, bei dem sich Komödianten, Schausteller und Gaukler in der Stadt versammelten. Zudem fanden im 18. Jahrhundert in Anlehnung an das jährliche Fest von Kurfürst Clemens August mit großem Festmahl und Maskenball die Redouten als vornehme Fastnachtvergnügen im Kölner Gürzenich statt.

Kölner Karneval unter französischer Besatzung

Als Köln 1794 unter französische Herrschaft geriet, verboten die Besatzer den Karneval. Doch die Kölner verlagerten ihre Festlichkeiten vielmehr von der Straße in die Wirtshäuser. Als sich die Franzosen von der Harmlosigkeit des Festes überzeugt hatten, hoben sie das Karnevalsverbot 1801 wieder auf.

 

Zu dieser Zeit vermehrten sich die Charaktermasken im Karneval und die Karnevalisten  nahmen verstärkt das Zeitgeschehen aufs Korn. Zudem veranstalteten sie kleine Züge durch die Stadt. Zum Ende der Fastnachttage feierten die Jecken die Zeremonie des „Begrabens“, eine Art Trauerzug mit Trompetenbegleitung. Heute ist das die Nubbelverbrennung.

Festordnendes Komitée, Prinz Karneval und die Preußen

Als 1815 die Preußen nach Köln kamen, wurde Köln wieder zu einer deutschen Stadt und von den Rheinländern annektiert. Obwohl der Karneval immer mehr verrohte, dulteten die Preußen zunächst das bunte Treiben.

 

Um einem erneuten Verbot aus dem Weg zu gehen, reformierten engagierte Kölner den Karneval im romantischen Sinne. Das karnevalistische Geschehen sollte sich um den „Held Karneval“, der heutige Prinz, drehen.

 

Dies war die Geburtsstunde des Festordnenden Komitées, dessen Gründer dem reichsstädtischen Köln und dem Kaiser verbunden waren. Köln feierte 1823 seinen ersten Rosenmontagszug unter dem Motto „Thronbesteigung des Helden Carneval“ mit den Roten Funken, den einstigen Stadtsoldaten, entstand eine Karnevalsgesellschaft nach der anderen. 1860 zieht der erste „Geisterzug“ am Abend des Karnevalssamstag durch Köln.

Neuerungen des 20. Jahrhunderts

Während 1902 die Ehrengarde als Begleittruppe von Bauer und Jungfrau entsteht, bekommt der Prinz Karneval 1906 seine Prinzengarde und der Kölner Karneval wird im Laufe der Zeit auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

 

Mehr über den Kölner Karneval und seine Geschichten gibt es in meiner Karnevalsführung Kölle Alaaf.

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Einen Zahn zulegen

Einen Zahln zulegen

Einen Zahn zulegen – Wissen Sie woher dieser Ausspruch kommt?

Von dieser Redewendung Einen Zahn zulegen gibt es verschiedene Ableitungen. Bei dieser gibt es eine mittelalterliche und eine neuzeitliche Variante. Jedenfalls scheiden sich da die Geister. Auch so ein Spruch!

 

In mittelalterlichen Küchen hängten die Köchen oder Hausfrau den Topf mittels einer gezackten Topfstange über den Herd. Durch diese Zahnreihe konnte sie regulieren, wie nah der Topf über der Glut hing. Somit beeinflusste sie damit die Gargeschwindigkeit. Einen Knopf zum Erhöhen der Temperatur gab es ja noch lange nicht.

 

Die Redensart stammt vermutlich aus dem frühen Automobilbau. Damals besaßen die Fahrzeuge statt eines Gaspedals einen Handgashebel mit Zahnkranz, vereinzelt eine gezähnte Stange. Wenn man dabei „einen Zahn zulegte“, d.h. die Arretierung einen Zahn weiter einrasten ließ, fuhr das Auto schneller.

Was verstehen wir heute unter „einem Zahn zulegen“?

Wenn wir heute einen Zahn zulegen, dann erhöhen wir die Geschwindigkeit. Affenzahn oder Mordszahn ist auch so ein Ausdruck.

 

Wenn Sie mehr über Geschichte und Geschichten erfahren möchten …. dann machen Sie doch mal eine Stadtführung in Köln mit entdecke-deine-stadt.de.

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„Es ist alles in Butter“

Alles in Butter

„Es ist alles in Butter“

Weißt Du woher dieser Ausspruch kommt?

 

Diese Redewendung kommt, wie so viele andere auch, aus dem Mittelalter.

 

Im Mittelalter waren Glaswaren sehr teuer und somit kostbar. Doch auch diese mussten transportiert werden. Verpackungschips und Luftpolsterfolie gab es noch nicht. Und der Transport mit der Kutsche über Stock und Stein war nicht gerade sehr glasfreundlich. Daher war man auf die natürlichen Ressourcen, die der Alltag so hergab angewiesen.

Was hat man also gemacht, wenn alles in Butter ist?

Die Händler haben Butter geschmolzen. Die Glaswaren stellten sie in Fässer und übergossen sie mit der geschmolzenen Butter. Sobald die Butter fest geworden war, konnte der Transport losgehen. Die Ware war vor den Stößen auf der Kutsche und auch bei Entladen geschützt. Und so gelangte unbeschadet zum Empfänger.

Und was bedeutet die Redewendung heute?

In der heutigen Zeit bedeutet diese Aufforderung, dass in Ordnung ist.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Stadtführung „Aqua mirabilis“. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.

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Der stinkt vor Geld

Stinkt vor Geld

„Der stinkt vor Geld“

Wie kann es auch anders sein, die Redewendung kommt aus dem Mittelalter. Im Mittelalter waren die gläubigen Bürger darauf bedacht, möglichst nah am Altar bestattet zu werden. Erstrebenswert war, je näher je besser für das weitere Seelenheil. Die meisten von ihnen konnten sich einen „Platz“ auf dem kleinen Kirchhof direkt neben der Kirche leisten.

 

Die Reichen konnten dem Herrgott allerdings noch näher sein. Sie hatten genügend Geld, sich ein Plätzchen in der Kirche zu sichern. Mit anderen Worten, der Fußboden der Kirchen, oftmals aus Holz, wurde geöffnet und der Tote bekam dort sein Grab.

 

Eingeschlagen in ein Leichentuch lag er nun einfach unter der Kirche. Und im Laufe der Zeit, nahm die Natur ihren Lauf. Der Geruch in der Kirche … nun ja, es stank! Also – Er stank vor Geld!

Als die Franzosen nach Köln kamen

1794 wurden die Franzosen Kölns neue Stadtherren. Sie brachten viele Veränderungen! 1804 erließ Napoleon „Kaiserlichen Dekret über die Begräbnisse“, das aus hygienischen Gründen die Beerdigung innerhalb der Stadtmauern und geschlossenen Räumlichkeiten verbot. Daraufhin kaufte die Stadt das Gelände des ehemaligen Leprosenasyl an der heutigen Aachener Straße. Der Friedhof sollte zum zentralen Friedhof der Stadt gestaltet werden.

 

Doch die Bevölkerung und selbst die Stadtoberen konnten sich nicht wirklich mit dieser Idee anfreunden. Auf dem Gelände gab es keine richtige Kirche, nur eine Kapelle. Erst 1810, als die Franzosen schon längst wieder auf der anderen Rheinseite verschwunden waren, wurde der Melaten Friedhof geweiht und eingeweiht.

Und was bedeutet die Redewendung heute?

In der heutigen Zeit bedeutet „Er stinkt vor Geld“, dass jemand sehr reich ist und sich aller erlauben kann. Also ähnlich wie früher.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Abendliche Köstümführung mit der schwarzen Witwe. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.
 
 

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Sich etwas hinter die Ohren schreiben

Sich was hinters Ohr schreiben

„Sich etwas hinter die Ohren schreiben“

Weißt Du woher dieser Ausspruch kommt? 
 
Die Redewendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück: Es ist allgemein bekannt, dass früher, insbesondere im Mittelalter die wenigsten Menschen lesen oder schreiben konnten. Selbst hohe Adelige konnten oft nicht Schreiben. Es war einfach nicht Teil der Ausbildung der Menschen. Allerdings  verstanden die Kunst des Schreibens insbesondere Mönche und Schreiber.
 
Natürlich war Schreiben auch in der damaliegen Zeit wichtig und nötig. Denn Verträge mußten trotzdem abgeschlossen werden. Häufig ging es dabei um Grenzziehungen von Grundstücken.
 
Damit diese mündlichen Verträge später auch vor Gericht Bestand hatten, waren Zeugen nötig. Man musste garantieren, dass die Zeugen sich auch lange danach noch an die Verträge erinnerten. Also was tat man? Man wählte Kinder. Damit sie notfalls noch in der nächsten Generation als lebende Zeugen aussagen konnten.
 
Als „Erinnerungshilfe“ zog man diesen Zeugen an den Ohren. Oder ohrfeigte sie sogar. Man schrieb ihnen sozusagen die Grenzmarkierung hinter die Ohren. Ganz nach der Devise: Was mit Schmerzen verbunden ist, merkt sich der Mensch besonders gut!
 

Und was bedeutet die Redewendung heute?

 
In der heutigen Zeit bedeutet diese Aufforderung, sich etwas hinter die Ohren zu schreiben, das gleiche, nur ist es als Standpauke oder Rüge zu verstehen.
 
Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Stadtführung „Aqua mirabilis“. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.
 

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In der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen

schmutzige Wäsche waschen

Weißt Du woher dieser Ausspruch kommt? „In der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen“ und „Gesprächig wie ein Waschweib“

 

Im Mittelalter hatte man in den Häusern keine Waschmaschine, verständlicherweise! Wäsche waschen war zudem Frauenarbeit. Nun wurde das Waschen sehr unterschiedlich gehandhabt. Bei uns in Köln gab es keine Waschhäuser, ganz im Gegensatz zu Bonn beispielsweise. In diesen zentralen Waschhäusern wuschen die Hausfrauen oder die Mägde die Wäsche der Familie.

Wo wuschen die Kölner Frauen?

In Köln wuschen ebenso die Hausfrauen oder Bediensteten der reicheren Familien die Wäsche an den öffentlichen innerstädtischen Bächen oder Brunnen. Außerdem gab es am Rhein, hauptsächlich zwischen der heutigen Hohenzollernbrücke und der Deutzer Brücke kleine niedrigbordige Boote, so dass sich die Frauen dort in gebückter Haltung die Wäsche schrubben konnten. Im Übrigen war das linksrheinische Ufer Hafen. Es gab zu dieser Zeit weder den Rheinauhafen noch die diversen anderen heute bekannten Häfen. Also war das keine ganz ungefährliche Angelegenheit.

 

Die Frauen wuschen die Wäsche bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit mit ihren bloßen Hände. Diese Tätigkeit verlangte ihnen viel ab. Nicht nur, dass es eine körperlich anstrengende Schufterei war, nein, sie war auch ungesund, denn die Frauen hielten die Hände die ganze Zeit im eiskalten Wasser. Abgesehen davon gab es im Mittelalter nur Ziehbrunnen und jeder Eimer Wasser musste mühselig hochgezogen werden.

Was machte die Arbeit leichter?

Um die langwierige Prozedur besser überstehen zu können, redeten die Frauen. Was sollten sie auch anderes tun. Sie „versüßten“ sich die Zeit mit Klatsch und Tratsch und tauschten sich aus. Für viele war dies auch die einzige Möglichkeit aus dem Haus und in Kontakt mit anderen zu kommen.

 

Die Männer taten diese Plackerei und die damit verbundenen Gespräche einfach ab und bezeichneten es mit „in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen“. Ja, die Frauen waren gesprächig, doch es ist unfair zu sagen „Gesprächig wie ein Waschweib“.

Und was bedeutet die Redewendung heute?

In der heutigen Zeit bedeuteen diese Redewendungen, dass jemand viel redet und in der Öffentlichkeit über andere Menschen herzieht.
 

Wer mehr über das Mittelalter erfahren möchte, dem empfehle ich die Frauenführung Kölner Frauen im Wandel der Zeit. Denn in dieser Führung erkläre ich so manch andere Redewenung.

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