



Die Heinzelmännchen zu Köln von August Kopisch
Warum faszinieren uns die Heinzelmännchen bis heute?
Wer durch Köln spaziert, begegnet ihnen fast überall – auf Brunnen, Souvenirs und in Geschichten: den Heinzelmännchen. Diese fleißigen kleinen Helfer sind mehr als nur eine Kindergeschichte. Sie erzählen von einer Zeit, in der Arbeit, Gemeinschaft und ein bisschen Magie noch Hand in Hand gingen.
In meinen Stadtführungen erwecken wir diese alte Sage wieder zum Leben – mitten in der Altstadt, am Heinzelmännchenbrunnen, wo sich viele kleine Details entdecken lassen, die die Ballade von August Kopisch erzählen.
Gerade Kinder haben viel Spaß dran. Denn sie regt die Phantasie der Kleinen enorm an. Aber ich erzähle sie nicht nur in Stadtführungen für Kinder, sondern auch bei den Erwachsenen.
Woher kommt die Sage?
Die Sage der Heinzelmännchen wurde 1836 vom Dichter August Kopisch aufgeschrieben und von Carl Spitzweg illustriert. Ursprünglich war sie Teil der mündlichen Erzähltradition in Köln – einer Stadt, in der Fleiß, Handwerk und Humor immer eine große Rolle spielten.
Die Geschichte handelt von winzigen Wesen, die nachts heimlich die Arbeit der Menschen verrichten – bis menschliche Neugier sie vertreibt.
Sie kann als Sinnbild für das kölsche „Et hätt noch immer jot jejange“ gelesen werden kann – aber mit einem Augenzwinkern: wenn man nicht zu neugierig ist.
Die Sage der Heinzelmännchen zu Köln
Wie war zu Cölln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
eh‘ man es gedacht,
die Männlein und schwärmten
und klappten und lärmten
und rupften
und zupften
und hüpften und trabten
und putzten und schabten
und eh ein Faulpelz noch erwacht,
war all‘ sein Tagewerk bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
hin auf die Spän‘ und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
und sah, was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
und die Säg‘ in Eil,
sie sägten und stachen
und hieben und brachen,
berappten
und kappten,
visierten wie Falken
und setzten die Balken.
Eh sich’s der Zimmermann versah,
klapp, stand das ganze Haus schon fertig da!
Beim Bäckermeister war nicht Not,
die Heinzelmännchen backten Brot,
die faulen Burschen legten sich,
die Heinzelmännchen regten sich
und ächzten daher
mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
und wogen es richtig
und hoben
und schoben
und fegten und backten
und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor,
da rückte schon das Brot, das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell‘ und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
wie die Mühl‘ im Wind.
Die klappten mit Beilen,
die schnitzten an Speilen,
die spülten,
die wühlten
und mengten und mischten
und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf –
wapp, hing die Wurst schon da zum Ausverkauf!
Beim Schenken war es so: es trank
der Küfer, bis er niedersank,
am hohlen Fasse schlief er ein.
Die Männlein sorgten um den Wein
und schwefelten fein
alle Fässer ein.
Und rollten und hoben
mit Winden und Kloben
und schwenkten
und senkten
und gossen und panschten
und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
war schon der Wein geschönt und fein gemacht.
Einst hatt‘ ein Schneider große Pein,
der Staatsrock sollte fertig sein;
warf hin das Zeug und legte sich
hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
in den Schneidertisch;
da schnitten und rückten
und nähten und stickten
und fassten
und passten
und strichen und guckten
und zupften und ruckten
und eh mein Schneiderlein erwacht,
war Bürgermeisters Rock bereits gemacht.
Neugierig war des Schneiders Weib,
und macht sich diesen Zeitvertreib:
streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
eins fährt nun aus,
schlägt hin im Haus,
die gleiten von Stufen,
die plumpen in Kufen,
die fallen
mit Schallen,
die lärmen und schreien,
und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
mit Licht: husch, husch, husch, husch – verschwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort,
und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruh‘n,
man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
selbst fleißig sein,
und kratzen und schaben
und rennen und traben
und schniegeln
und biegeln
und klopfen und hacken
und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär‘!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
Heinzelmännchen zu Köln: Symbolik und heutige Bedeutung
Heute könnte man sagen: Die Heinzelmännchen stehen für all das, was uns im Alltag unbewusst trägt – die kleinen Helfer im Hintergrund, die wir oft übersehen. Vielleicht erinnern sie uns auch daran, wie wertvoll echte Teamarbeit ist – und dass Kontrolle manchmal das Zauberhafte vertreibt.
Und ja, vielleicht steckt in jedem von uns ein kleines Heinzelmännchen – oder ein neugieriges Schneidersweib.
Kölner Sagen und Legenden
Bei meiner Stadtführung „Sagen und Legenden von Köln“ erzähle ich die Geschichte dort, wo sie spielt: zwischen Alter Markt und Glockengasse. Wir entdecken, warum Köln so viele Mythen hervorgebracht hat – und was sie uns heute noch über das Leben erzählen können.
Erfahren Sie mehr über meine Stadtführung „Sagen und Legenden – Es war einmal in Köln“ und tauchen ein in die magische Seite der Domstadt. Dieser Stadtrundgang ist für die ganze Familie geeignet. Unternehmen Sie doch mal wieder etwas mit Ihren Lieben.